Gezielter Angriff

Bei einem Anschlag auf einen US-Konvoi im Irak werden mindestens drei Amerikaner getötet. US-Soldaten erschießen einen 14-jährigen Iraker

KAIRO taz ■ Es war einer der bisher ausgeklügeltsten Hinterhalte im Irak. Ein in einem Konvoi fahrender US-Truppentransporter fuhr gestern Nachmittag in der westirakischen Chaldija auf eine ferngesteuerte Mine. Als andere Soldaten ihren im Fahrzeug verbrennenden Kollegen zur Hilfe kamen, gerieten sie unter Beschuss. Andere Fahrzeuge des Militärkonvois, die weiterfuhren, wurden laut Augenzeugen kurz darauf mit Panzerfäusten beschossen. Die Soldaten feuerten darauf wild in die Gegend. Offensichtlich eine von den US-Truppen im Irak praktizierte Standardreaktion bis zum Eintreffen von Verstärkung.

Die genaue Opferzahl war zu Redaktionsschluss noch unklar. Von mindestens drei toten US-Soldaten war gestern die Rede. Ein Bericht der arabischen Fernsehstation al-Arabia, die einen Korrespondenten in Chaldija hat, spricht gar von acht toten Amerikanern. Die Zahl der irakischen Opfer ist nicht bekannt. Mindestens ein Junge soll in die Brust getroffen worden sein. In ihrer Panik nahmen die Soldaten sogar einen Journalisten der US-Nachrichtenagentur AP unter Beschuss. Erste Filmaufnahmen von der Szene zeigen einen brennenden Truppentransporter und Hubschrauber, die die benachbarten Gebiete absuchen. Die Nachbarschaft wurde mit Schützenpanzern umstellt. Inzwischen gibt es jeden Tag ein Dutzend Berichte über Angriffe auf US-Soldaten, wobei nicht einmal alles berichtet wird. In einem Fall hatte ein BBC-Reporter beobachtet, wie eine Granate auf einen Konvoi geworfen wurde. Der Vorfall wurde vom US-Militär in seiner täglichen Auflistung nicht angegeben. Die Angriffe werden auch zunehmend technisch ausgeklügelter. Mehr und mehr kommen ferngesteuerte Minen zum Einsatz, wie auch jetzt wieder in Chaldija.

Die US-Soldaten werden ganz offensichtlich immer nervöser. Nicht weit von der Szene des gestrigen Hinterhaltes, in der Nähe der Kleinstadt Feludscha, hatten US-Soldaten zuvor einen 14-jährigen Jungen erschossen. Er war Teil einer Hochzeitsgesellschaft, die, wie bei Beduinenhochzeiten im Irak üblich, Freudenschüsse in die Luft abgegeben hatte. Offensichtlich glaubten die US-Soldaten, sie würden angegriffen, umzingelten die Hochzeitsgesellschaft und nahmen sie unter Feuer. Mindestens vier weitere Menschen wurden dabei verletzt. KARIM EL-GAWHARY