Bahn: Kein Geld für neue ICE-Strecken

Mehdorn fehlen sechs Milliarden. Schuld sei der Bund. Kritiker argwöhnen, die Bahn spare bloß für den Börsengang

BERLIN taz ■ Nach Angaben des Bahn-Chefs Hartmut Mehdorn ist der Ausbau vieler ICE-Strecken ungewiss. Grund sei die Streichung von Bundesmitteln von bis zu sechs Milliarden Euro. „Alle müssen sparen, auch die Bahn“, sagte Mehforn gestern in Neu-Ulm.

Der grüne Verkehrsexperte Albert Schmidt spricht dagegen von lediglich 1,2 Milliarden Euro, die die Regierung bei der Bahn sparen wolle. Den Rest des Fehlbetrages habe die Bahn selbst durch Fehlplanungen zu verantworten.

Pro-Bahn-Chef, Karl-Peter Naumann, warf Mehdorf „vorbeugende Taktik“ vor. Im Oktober stünden Verhandlungen mit dem Bund über die Kürzung der Zuschüsse an. „Die Höhe der Einbußen und daraus möglicherweise folgende Baustopps sind jetzt noch unklar“, sagte Karl-Peter Naumann der taz unter Berufung auf Bahn-Kreise. Durch sein Vorpreschen wolle Bahn-Chef Mehdorn nun Druck auf den Bund machen.

Gewerkschaften und Verkehrsexperten sehen in der Ankündigung Mehdorns ein Ablenkungsmanöver. Tatsächlich wolle er den Ausbau der ICE-Trassen zurückstellen, um das Unternehmen für den geplan- ten Börsengang in ein besseres Licht zu stellen. „Offensichtlich zieht Mehdorn jetzt die Notbremse“, sagte Klaus-Dieter Hommel, Vorsitzender der Verkehrsgewerkschaft GBDA. Die Bahn will unter allen Umständen schwarze Zahlen präsentieren. SIN

wirtschaft & umwelt SEITE 9