: Glücksquelle angepiekst
Akupunktur kann eine Drogentherapie stark verkürzen und ebnet oft erst den Weg in eine Behandlung
Die Ärzte wissen zwar nicht genau wie sie wirkt, aber dass sie wirkt, ist inzwischen allgemein akzeptiert. Seit zehn Jahren wird in Deutschland Akupunktur zur Behandlung Suchtkranker eingesetzt. Mit der Methode arbeiten niedrigschwellige Drogeneinrichtungen, aber auch das Gefängnis Fuhlsbüttel. Am vergangenen Wochenende trafen sich in Hamburg an die 200 Ärzte zum Jubliläumskongress der deutschen Sektion der National Acupuncture Detoxification Association (Nada) in der Evangelischen Akademie.
Die Mitglieder der Nada arbeiten nach einer Methode, die in den 70er Jahren in New York City entwickelt worden ist, dem Nada-Protokoll: Dabei werden drei bis fünf Punkte am Ohr vier- bis sechsmal die Woche genadelt, das Ganze mehrere Wochen lang. Im New Yorker Lincoln-Krankenhaus beenden nach Nada-Angaben 60 Prozent der Klienten eine solche Behandlung erfolgreich.
„Es geht darum, diese spezielle Form der Akupunktur in eine bestehende Suchtbehandlung so zu integrieren, dass alle Beteiligten davon profitieren“, sagt der Altonaer Arzt Ralph Raben, der dem deutschen Nada-Vorstand angehört. Das Ziel sei eine Kombination der Akupunktur mit einer psychosozialen Behandlung.
Das Nadeln kann Raben zufolge dabei helfen, Patienten überhaupt erst in solche Behandlungsprogramme zu lotsen. „Man kann Leute in ein Behandlungsprogramm ziehen, die sonst nirgends hingehen“, sagt Raben und verweist als Beispiel auf die Akupunkturambulanz des sozialen Trägervereins Palette im Schanzenviertel. Die Klienten entspannten sich durch die Anwendung der Methode und verlören ihre Ängstlichkeit.
Wichtig sei es dabei, in der ersten Phase nie konfrontativ mit den Klienten umzugehen, sagt Raben. Die Abhängigen können ganz unverbindlich in eine Ambulanz kommen, in der sich Leute behandeln lassen, müssen sich aber selbst nicht der Behandlung unterziehen. „Es gilt das Prinzip, dass der Patient in jedem Fall in jedem Moment respektiert wird“, sagt Raben.
Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass die Methode auch bei Alkoholismus erfolgreich angewandt werden könne. Wie eine Studie der Uni Hamburg nachweise, verkürzt sie die Behandlung Alkoholkranker und verbessert deren Mitarbeit bei der Therapie. Im Gefängnis Fuhlsbüttel wird Akupunktur angewandt, um die Aggressivität, mit der manche Insassen auf den Entzug reagieren, zu verringern. Deren Allgemeinzustand verbessere sich, die Chancen auf Resozialisierung stiegen.
Die Akupunktur verringert das Verlangen nach der Droge und den allgemeinen Stress. Die Produktion körpereigener Glückshormone, die der Drogenkonsum häufig stoppt, wird angeregt. Nach den Erfahrungen der Nada-Anwender stellt sich auch ein natürlicher Schlafrhythmus wieder schneller ein als bei anderen Therapieformen.
Wie dabei biochemisch und physiologisch geschieht ist unklar. „Uns reicht es, wenn die Patienten wiederkommen“, sagt Raben. „Die Schulmedizin akzeptiert das.“ Gernot Knödler
Nada-Geschäftsstelle Deutsche Sektion e. V., Wohlers Allee 28, 22767 Hamburg, Tel.: 43 25 45-15, Fax: -16