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Archiv-Artikel

Da waren es nur noch acht Steinkohlezechen

Zwei der zehn verbliebenen deutschen Steinkohlebergwerke werden geschlossen. In Dinslaken und dem saarländischen Warndt-Luisenthal soll der Abbau in den nächsten drei Jahren auslaufen. Für drei weitere Betriebe kommt das Ende bald. Der westdeutsche Bergbau ist teuer und unergiebig

BOCHUM taz ■ Einen Tag nach dem Berliner Energiegipfel im Kanzleramt wurde Energiepolitik gestern konkret. Die Firma Deutsche Steinkohle (DSK), eine Tochter der Ruhrkohle AG, teilte mit, dass sie zwei ihrer zehn deutschen Zechen schließen wird. Der Bergbau Warndt-Luisenthal im Saarland soll bis 2006 stillgelegt werden, die Verbundzeche Lohberg zwischen Oberhausen und Dinslaken 2007 ihre Förderung einstellen.

„Wir haben die Zechen mit den am wenigsten ergiebigen Lagerstätten ausgewählt“, sagte Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der DSK in Herne. Auf betriebsbedingte Kündigungen der etwa 5.000 betroffenen Bergleute soll verzichtet werden.

Die Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie trägt die Entscheidung – „auch weil keine Kündigungen ausgesprochen werden“, betont Gewerkschaftssprecher Christoph Meer. Für die Bergleute sei die Entscheidung „bitter“, doch der im Jahr 2000 zwischen Brüssel und Berlin ausgehandelte Kohlekompromiss lasse keine Wahl. Brüssel hatte die Subventionen von jährlich etwa 3,5 Milliarden Euro für den deutschen Steinkohleabbau seinerzeit an die Rentabilität der Zechen geknüpft. An den beiden zu schließenden Standorten sei die Kohle besonders schwer zu fördern, der Abbau in bis zu 1.000 Meter Tiefe hätte ohnehin nur noch 15 Jahre Sinn gemacht, so Meer.

Der nun zur Abwicklung anstehende Bergbau Lohberg ist bislang am wenigsten umstritten. Anderswo gibt es viel mehr Gegenwehr gegen den Kohleabbau. Im einstigen Montangebiet zwischen Rhein und Ruhr haben sich mehrere Bürgerinitiativen formiert. Vor allem die Förderung unter dem Rhein in der Zeche Walsum und im Bergwerk West führte zu Massenprotesten. Gegen den im Winter genehmigten Rahmenbetriebsplan des Bergwerks West gab es mehr als 6.000 Einwendungen von Bürgern. Die Zechengegner befürchten Bergschäden an den Deichen und damit eine unkalkulierbare Erhörung des Hochwasserrisikos. Klaus Friedrichs, Sprecher der Bürgerinitiative Bergbaubetroffener am Niederrhein (BIB), sagte, er sei „traurig“, dass nicht Walsum geschlossen werde.

Auch der energiepolitische Sprecher der Grünen im NRW-Landtag, Reiner Priggen, hätte eine Schließung der Zeche Walsum begrüßt. Die Folgeschäden am Standort Lohberg seien viel geringer als am Rhein, sagte Priggen, „eine Schließung von Walsum wäre richtiger gewesen“. DSK und Gewerkschaft IG BCE sehen das anders. „Wir entscheiden das nicht unter populistischen Gesichtspunkten“, sagt Gewerkschaftssprecher Meer. Indes ist das Aus für Lohberg und Warndt-Luisenthal nur der Anfang einer weiteren Schließungswelle. Zwischen Bundesregierung und Steinkohleförderern wurde vereinbart, die Förderquote bis 2012 von jetzt jährlich 27 Millionen Tonnen auf 16 Millionen abzusenken. „Es laufen noch Gespräche über die Finanzierung“, sagt der Gewerkschafter. Seien die abgeschlossen, würden drei weitere Zechen geschlossen. CHRISTOPH SCHURIAN