das rätsel der intelligenten maschinen von FANNY MÜLLER :
Wieso einem gewisse Geräte unter dem Slogan „leicht zu handhaben und intelligent“ angedreht werden, bleibt mir ein Rätsel. Noch vor wenigen Jahren war es möglich, ein Telefon lauter oder leiser läuten zu lassen, ohne dass man vorher Kurse hatte besuchen müssen. Man drehte ein am Telefon angebrachtes Rad und konnte damit in null Komma nichts die gewünschte Lautstärke einstellen. Heute muss man es programmieren und dazu eine dicke Broschüre durchlesen. Will man dann einige Tage später die Sache rückgängig machen, hat man selbstverständlich alles wieder vergessen; die Broschüre hat man irgendwo verbaselt, muss sie erst suchen gehen, und dann geht es von vorne los. Ich finde es inzwischen einfacher, ein Sofakissen auf das Telefon zu legen.
Ähnliche Probleme hat man mit dem Anrufbeantworter. Es soll ja Leute geben, die den ihren jeden Tag neu besprechen, aber ich habe meinen besprochen – und fragen Sie nicht, wie lange das gedauert hat, als ich ihn bekommen habe, und danach habe ich ihn nicht wieder angerührt. Ich hatte mich damals gerade mit Harry verkracht, und die Ansage lautete: „Ruf ja nicht wieder an, du Blödmann, sonst setzt es was.“ Mit dem Abhören habe ich seitdem überhaupt keine Mühe, es spricht nie jemand auf das Band.
Ärger gibt es auch mit dem Faxapparat. Den Übergang von der Winter- zur Sommerzeit beziehungsweise umgekehrt fürchtete ich nachgerade; jetzt habe ich das Umstellen bleiben lassen. Sollen doch die Empfänger rätseln, warum sie um 16 Uhr ein Fax von mir kriegen, das erst eine Stunde später abgesandt wurde. Ist das vielleicht meine Sorge?
Mehr meine Sorge ist das Programmieren von Videogeräten. In der vergangenen Woche habe ich es zum ersten Mal geschafft, das richtig hinzukriegen. Ich hatte es auf 20 Uhr eingestellt, und um 20 Uhr begann das Ding auch zu laufen, wahrscheinlich weil ich direkt daneben stand und es scharf im Auge behielt. Obwohl das ja eigentlich nicht der Sinn der Sache ist. Trotzdem war nachher nicht der Spielfilm drauf, sondern irgendwas mit See-Anemonen.
Am schlimmsten sind allerdings Geräte, die einen erziehen wollen. Sprechende Autos, die frech auf nicht angelegte Sicherheitsgurte hinweisen und ungefragt herausposaunen, dass man den fälligen Wartungstermin versäumt habe. Ich warte auf den Tag, an dem mein Staubsauger mich auf noch nicht gesaugte Ecken im Wohnzimmer aufmerksam macht oder die Waschmaschine Sachen wie „Ihre letzte Wäsche liegt bereits drei Wochen zurück“ zu mir sagt, wenn ich gerade Besuch von meiner Mutter habe.
Mein Computer spricht schon von Anfang an mit mir, und – man möchte es ja nicht glauben – er sagt sogar so etwas wie „Ts-ts-ts“, wenn er sich einbildet, ich hätte was verkehrt gemacht. Der Vorteil aller dieser Maschinen aber ist, dass man keine Haustiere und keinen Ehemann mehr braucht, sondern immer jemanden hat, den man mit „Halt’s Maul!“ anschnauzen kann, wenn einem danach ist.