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Archiv-Artikel

die anderen über das bayerische wahlergebnis

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung meint zum CSU-Sieg: Jenseits des Mains mag das politische Leben den ehernen Regeln moderner Demokratien folgen, Aufstieg und Niedergang, Verfall und Erneuerung. Nicht so in Bayern. Hier verkörpert die CSU für mittlerweile zwei Generationen die fruchtbare Außerkraftsetzung jeder politischen Dialektik, die gelungene Übereinstimmung aller Gegensätze. Mag die Lage in Deutschland schlecht sein, im Freistaat glaubt man seit langem, dass es hier um nahezu alles besser steht.

Der Zürcher Tagesanzeiger kommentiert die SPD-Wahlschlappe: Das Desaster war absehbar: In Scharen laufen Mitglieder und vor allem junge Wähler der SPD davon. Aber nicht deshalb, wie Schröder und seine Entourage immer noch glauben, weil die SPD sich an unbequeme Reformen heranmacht. Sondern weil die Öffentlichkeit genug hat vom ungenießbaren Cocktail aus unterschiedlichsten Meinungen und Vorschlägen, abrupten Kurswechseln und handwerklichem Dilettantismus. Das Kontrastprogramm der CSU hatte es da nicht allzu schwer: Es konnte wirtschaftlichen Erfolg vorweisen, Konzepte für die Gestaltung der Zukunft und mit Edmund Stoiber eine Führungsfigur, deren Autorität ungebrochen ist.

Der britische Guardian sieht Schröder geschwächt: Der Kanzler muss einen schweren Schlag verkraften. Die Wähler in Bayern haben seinen Sozialdemokraten eine verheerende Niederlage beigebracht. Dass die SPD in einem der größten und reichsten deutschen Länder erneut verloren hat, ist zwar nicht überraschend. Aber das Ausmaß des (CSU-)Sieges kommt doch einer verhängnisvollen Botschaft an Schröder gleich. Seit seinem knappen Sieg bei der Bundestagswahl ist Schröder bei den Deutschen zunehmend unpopulär geworden. Wahrscheinlich wird Stoiber jetzt versuchen, bei der nächsten Bundestagswahl 2006 erneut als CDU/CSU-Kanzlerkandidat anzutreten. Und Schröder muss erneut versuchen, der deutschen Bevölkerung sein Reformpaket zu verkaufen – was nicht einfach werden wird.

Zum Wahlsieg der CSU schreibt die Basler Zeitung: Stoiber kann sich über das Resultat freuen, nicht nur wegen der gestärkten Machtbasis zu Hause, sondern auch, weil er in der Bundespolitik nun mit gestärktem Rückhalt mitreden kann. CSU und CDU haben im Bundesrat das Sagen, und das Resultat gibt Stoiber nun die Macht, wenigstens in den Hinterzimmern ein wenig den Kanzler zu spielen. Nach der Bayernwahl muss die Christenunion aber endlich auch bekennen, wie sie es mit der Reformpolitik von Rot-Grün hält.