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Archiv-Artikel

Lauter Geheimfaxe mit tollen Tipps!

Unseriöse Unternehmen locken mit verschleierter Telex-Werbung: Verbraucherzentralen warnen vor Missbrauch mit 0190ern

Von eho

Bremen taz ■ Das Faxgerät surrt, doch scheinbar hat der Absender die falsche Nummer eingegeben. Ein Unternehmensberater. Guido Homburg nennt er sich. Und führt einen Doktor – das wirkt seriös. Schon will man das Fax in den Papierkorb werfen, doch was ist das? Gerichtet ist es an eine „liebe Susanne“, die bei Guido nach Adressen für Lagerverkaufsstätten der großen Modemarken nachgefragt haben soll.

Leider ist der Unternehmensberater Dr. Homburg schon wieder unterwegs nach New York und so soll sich Susanne kostenlos zu diesem Thema unter einer Fax-Nummer - beginnend mit 069 - informieren. Und weil bei den Fabrikverkäufen 75 Prozent gespart werden kann, soll Susanne die Nummer „unter keinen Umständen weitergeben“. Mann, das ist ja super. Da hat Guido also ein Fax mit einer Geheimnummer offensichtlich falsch versendet! Der Dussel! Sofort ausprobieren.

Neugierige, die dann diese Nummer anwählen, werden teuer bestraft. Per Faxabruf kann eine elfseitige Liste der über 100 Outlet-Stores angefordert werden. Dann allerdings unter einer 0190-Nummer die 1,86 Euro die Minute oder mehr kosten soll, so die Verbraucherzentrale Berlin.

Bundesweit gehen bei den Verbraucherzentralen jeden Tag Beschwerden über solche so genannten „Dialer-Tricks“ ein. Gelockt werden die Verbraucher vor allem mit Informationen, die sie günstig per Faxabruf erwerben können. „Das Problem bei diesen 0190-Nummern ist, dass wir die Adressen meist nicht zurückverfolgen können“, so Christian Fronczak von der Verbraucherzentrale in Berlin. Und wehren kann man sich gegen diese ungewollten Faxe auch nicht so richtig. „Es fehlen stärkere Sanktionen, die Absender können so gut wie nie strafrechtlich verfolgt werden“, erläutert Fronczak, der von den Netzbetreibern eine Mitverantwortung fordert. Er rät Betroffenen, die ungewollten Faxe einfach wegzuwerfen. „Natürlich kann und soll man sich auch bei den zuständigen Verbraucherzentralen beschweren, aber wir sind da auch ziemlich machtlos“.

Die Absender hinterlassen meist die Vorwahl-Nummer „0088213“. Diese ist laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eigentlich für Verbindungen zum EMSAT-Satelliten vorgesehen. Es besteht jedoch der Verdacht, dass viele der Rufnummern in Wirklichkeit im Festnetz geschaltet sind und lediglich als Ersatz für teure 0190-Nummern dienen. Nein, Doktor Guido, nicht mit uns. Das Fax, das unbegrenzte Möglichkeiten in der Schnäppchenwelt verheißt – landet im Papierkorb.

eho