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Schröder bricht Kohls Wort

Deutschland könne sein nationales Klimaziel nicht mehr schaffen, schreiben die Wirtschaftsforscher vom DIW. Der Ausstoß von Treibhausgasen nimmt weltweit zu

BERLIN taz ■ Kein Fortschritt beim Engagement gegen den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen: Sechs Jahre nach der Verabschiedung des Kioto-Protokolls sind die meisten Länder weit von den verabredeten Klimaschutzzielen entfernt. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), das gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Danach stiegen die Emissionen von Kohlendioxid 2002 weltweit um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem die Entwicklungsländer haben mit einem Anstieg von 9 Prozent Anteil daran. Insgesamt lag dem Gutachten zufolge die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr um 20 Prozent höher als 1990 – dem Basisjahr der Reduktionsvorgaben. Nach dem Kioto-Protokoll soll 2012 der Kohlendioxid-Ausstoß weltweit um 5,2 Prozent gegenüber 1990 gesenkt worden sein.

Die Studie wertet drei Quellen aus. „Erstens haben wir die Emissionsrechnungen der Industrieländer für 2001 überprüft“, sagt Hans-Joachim Ziesing, einer der Autoren. Zweitens wurden die Meldungen der Länder an das Klimasekretariat der UN für 2000 zu Rate gezogen. Anhand des BP-Energieberichts vom Juni dieses Jahres habe man dann die weitere Entwicklung berechnet.

Eines der Ergebnisse der Rechnungen: Deutschland wird sein nationales Klimaziel nicht erreichen. Dieses Ziel ist alles andere als rot-grün: Es war Kanzler Helmut Kohl, der sich 1995 auf der ersten Klimakonferenz verpflichtete, den Kohlendioxidausstoß verglichen mit 1990 bis zum Jahr 2005 um ein Viertel zu reduzieren. Allerdings könnte – bei entsprechend verstärkter Anstrengung – das internationale Klimaziel noch erreicht werden: Danach muss Deutschland eine Reduktion um 21 Prozent bis 2010 nachweisen. Aktuell emittiert die Bundesrepublik 18 Prozent weniger Treibhausgase als 1990. Besser in der EU ist nur Luxenburg (minus 44 Prozent). Großbritanien kommt immerhin auf über 12 Prozent Reduktion. Um über 30 Prozent angestiegen ist der Ausstoß dagegen in Spanien, Portugal und Griechenland.

Die weitaus besten Bilanzen legen die osteuropäischen Transformationsländer vor: minus 50 Prozent in der Ukraine, Bulgarien, Litauen, Estland, minus 35 Prozent in Russland, in Lettland gar minus 65 Prozent.

NICK REIMER

www.diw.de

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