: Jungs sind Bildungsverlierer
Laut einer Studie arbeiten in Hamburg und Bremen besonders viele männliche Erzieher. Mecklenburg-Vorpommern ist der Verlierer der Untersuchung. Auch bei den Schülern sind die Geschlechterdifferenzen bei schulischen Leistungen groß
Erstmals hat der Aktionsrat Bildung die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen und die Geschlechterdifferenzen in Pädagogikberufen untersucht. Der Rat wurde 2005 gegründet, um das Bildungssystem zu analysieren. Spitzenreiter des Ländervergleichs ist Hamburg. Die Stadt bekam Bestnoten für die geringen Geschlechterdifferenzen bei Kita-Pädagogen und in Grund- und Berufsschulen. Trotz des hohen Anteils an Schulabbrechern gibt es zudem die geringsten Differenzen zwischen Mädchen und Jungen ohne Schulabschluss.
Zu den Verlierern unter den Nordländern zählt Mecklenburg-Vorpommern. Dort arbeiten auffallend wenig Männer in Kitas und Grundschulen. Außerdem sind die Leistungen der Jungen im Vergleich zu den Mädchen besonders schlecht. Das Risiko für Jungen, in Schule und Beruf zu scheitern, ist demnach in Mecklenburg-Vorpommern erhöht. „Diese Benachteiligung eines Geschlechts allein aufgrund des Wohnorts ist nicht akzeptabel“, sagt Randolf Rodenstock vom Aktionsrat Bildung.
Der Ratsvorsitzende Dieter Lenzen sieht in der Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem sogar die Ursache für Amokläufe. „An den Auswüchsen sieht man, was an Problemen im System entstehen können“, sagte Lenzen am Donnerstag. Ist Rankingverlierer Mecklenburg-Vorpommern also ein Land der Amokläufer? „Mit solchen Mutmaßungen wäre ich sehr vorsichtig“, sagt Michael Blanck vom Landesverband für Bildung und Erziehung. Das Bildungssystem allein sei nicht Schuld an der Benachteiligung von Jungen, sagt Blanck. „Ich glaube nicht, dass Jungs weniger gefördert werden.“ Mädchen seien hingegen seit jeher eifriger gewesen.
Besonders in einem strukturschwachen Raum wie Mecklenburg-Vorpommern wüssten die Schülerinnen und vor allem deren Eltern um die Bedeutung eines hohen Schulabschlusses. Während Jungs sich eher für eine Ausbildung und das schnelle Geld entschieden, strebten Mädchen das Abitur an, um gleich darauf in andere Bundesländer zu gehen, sagt Blanck.
Dennoch müsse sich das Land um mehr Männer in Grundschulen und Kindertagesstätten bemühen. „Diese Berufe müssen attraktiver gestaltet werden, zum Beispiel durch höhere Löhne.“ Vorbildlicher sind da neben Hamburg die Länder Bremen und Schleswig-Holstein, die in der Untersuchung des Aktionsrats durch einen besonders hohen Männeranteil im Personal auffallen. Allerdings werden dort auch die wenigsten Kita-Plätze angeboten. UTA GENSICHEN