: Hoch stapeln, tief legen
Andreas Nowack, Chef des BMW Club, fordert bessere Straßen und Blitzer vor jeder Schule. Das füllt die Kassen und die Polizei könnte sich andere Verkehrskontrollen sparen
Eines gleich vorweg: Natürlich lasse ich auch mal anderen den Vortritt. Auch die Lichthupe benutze ich selten und nur auf der Autobahn und nur, wenn jemand minutenlang mit 150 vor mir herkraucht, während hinter mir 20 andere auch lieber 200 fahren wollen. Aber drängeln? Nein. Zugegeben, auch ich fahre gern etwas sportlicher, manchmal etwas aggressiver, aber deswegen sind noch lange nicht alle BMW-Fahrer Drängler. Alles Vorurteile!
Alles Kinderkram gegen das, was wirklich nervt: die Verkehrskontrollen. Wer ein auffälligeres Auto fährt, wird ständig aus dem Verkehr gezogen. Wer wie ich gerade mal 23 ist, muss davon ausgehen. Als Erstes fragen die Beamten immer, woher man denn den Wagen habe. Gekauft natürlich. Aber egal, es wird alles überprüft. Ob das Tuning auch in den Papieren eingetragen ist. Ob man seinen Stapel allgemeiner Betriebserlaubnisse dabei hat. Und wenn die Herren schlecht drauf sind, messen sie nach, ob der Wagen nicht doch ein wenig tiefer liegt.
Ja, mein BMW ist tiefer gelegt, und zwar amtlich. Das muss so sein, auch wenn das auf Berliner Straßen wahrlich kein Vergnügen ist. Es tut nämlich auch dem Fahrer weh, wenn sein Baby auf die Straße schlägt. Berliner Straßen sind Gift für das Fahrwerk, die Pest für den Unterboden. Es muss dringend mehr Geld in den Straßenbau fließen, da hilft kein Flicken mehr. Nicht nur in Berlin, auch im Umland wird an den Straßen einfach zu wenig gemacht. Loch an Loch.
Und eben diese Kontrollen. Auf die Dauer wird das teuer, denn Kontrolle heißt Bußgeld. Manche müssen immer zahlen, nur weil sie die Rücklichter beklebt haben, nur weil sie auch die vorderen Seitenfenster mit Folie verdunkelt haben. Nicht jeder kann sich rundum verspiegelte Fenster leisten.
Aber wer möchte schon an jeder Ampel beim Popeln beobachtet werden? Und wo wir gerade bei Ampeln sind: Man sollte überlegen, ob man nachts nicht viel mehr Ampeln abschaltet, um wenigstens dann den Verkehrsfluss zu erhöhen. Das wäre einfach zu machen.
Einfacher jedenfalls, als das Stauproblem zu lösen. Aber Staus gehören nun mal zur Stadt. Wer sich daran stört, soll aufs Land ziehen. Wir brauchen nicht mehr Straßen in Berlin, wenn die vorhandenen endlich besser gepflegt werden.
Unter einer Bedingung könnte ich sogar darauf verzichten: wenn vor jeder Schule ein Blitzer stationiert wird. Sportlich fahren hin oder her – hier fährt man allerhöchstens 30. Es wäre eine Investition in die Sicherheit, die langfristig Geld in die leeren Kassen spülen würde. Dann könnte sich die Polizei so manche Verkehrskontrolle sparen.
PROTOKOLL: JRZ
Andreas Nowack (23) ist Chef des BMW Club Berlin-Brandenburg. Er fährt einen 7er-BMW mit allem Schnickschnack und standesgemäßem B-MW-Kennzeichen.