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Archiv-Artikel

Editorial

Liebe LeserInnen,

heute vor 25 Jahren erschien die Nullnummer der taz. Und heute erscheint eine taz, die so außergewöhnlich ist wie die Geschichte dieser Zeitung. Es war immer ein besonderes Ereignis, wenn wir die Redaktion für einen Tag an Gäste übergeben haben. Man denke nur an die Schriftsteller-taz, die Karikaturisten- oder die 68er-taz. Zum 25-jährigen Jubiläum sind wir einen Schritt weitergegangen: Wir haben unsere Lieblingsfeinde aufgefordert, die Zeitung zu machen. Arbeitstitel: Feindliche Übernahme.

Ein zentraler Impuls zur Gründung der taz war das Bedürfnis nach kritischer Berichterstattung über Kapital, Kirche, Militär, institutionalisierte Politik. Das hat sich in 25 Jahren nicht geändert und wird sich auch nicht ändern. Dabei war es nicht nur unvermeidlich, sondern notwendig, dass die taz sich in dieser Zeit Feinde gemacht hat. Die taz ist die einzige Zeitung, die die scheinbaren Grenzen des Mediums sprengen kann, die selbstironisch sein kann. Also, haben wir gesagt: Geben wir doch mal unseren „Lieblingen“ die Chance, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Im Übrigen: Der Begriff Feind ist relativ und das Wort „Lieblingsfeind“ hat auch eine zärtliche Seite. Es sind Feinde, mit denen man sich hart, aber auch mal lustvoll streitet.

Dass so viele unserer Lieblingsfeinde der Einladung ins Rudi-Dutschke-Haus gefolgt sind oder einen Beitrag für die vorliegende Ausgabe verfasst haben, zeigt, dass auch sie sich gerne an uns reiben.

Und damit übergeben wir an den vom Feinde-Plenum eingesetzten kommissarischen Chefredakteur Kai Diekmann und sein Team.

Allen LeserInnen viel Spaß …

Bascha Mika, taz-Chefredaktion

den wir bieten wollen. Doch kann von einer feindlichen Übernahme natürlich so wenig die Rede sein wie bei einem Einsatz des Roten Kreuzes in der Sahelzone. Eher handelt es sich um eine Art freundschaftliche Hausbesetzung, oder, in den Worten unseres Medienexperten Pfarrer Fliege: Wir holen die verirrten Schäfchen auf den rechten Pfad zurück.

„BILD hilft“, heute auch den Kollegen, für einen Tag. Denn auch uns treibt der Anspruch: Hilfe zur Selbsthilfe! Wir wollen der taz zeigen,

– dass diese Zeitung schärfer sein kann als jede Ta(t)ze;

– dass Dieter Bohlen politisch weit unterschätzt wird;

– und dass es nicht nur auf Kuba schön ist, sondern auch in der deutschen Heimat!

Viel Spaß, mehr aber noch viele Anregungen wünscht Ihnen

Kai Diekmann,kommissarische Chefredaktion