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Archiv-Artikel

Massenfestnahmen im Irak

Rund 500 Menschen bei Razzia in der sunnitischen Rebellenhochburg Latifia inhaftiert. Schicksal der französischen Reporter wieder ungewiss

BERLIN afp/dpa ■ Bei einer Razzia haben US-Soldaten und irakische Sicherheitskräfte rund 500 mutmaßliche Aufständische festgenommen. Zwölf Polizisten wurden beim Einsatz in Latifia getötet, teilte ein Sprecher der Nationalgarde gestern mit. Auch in der nördlichen Stadt Tall Afar ging die US-Armee gegen Aufständische vor. Dabei wurden mindestens 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt.

Unerwartete Schwierigkeiten haben am Wochenende die erhoffte Freilassung der beiden im Irak entführten französischen Journalisten weiter verzögert. Frankreichs Außenminister Michel Barnier brach seine Vermittlungsbemühungen in Jordanien ab und flog zum Krisengespräch mit Präsident Jacques Chirac nach Paris zurück. Regierungschef Jean-Pierre Raffarin wollte mit allen betroffenen Ministern über die aktuelle Lage beraten. Unbestätigten Gerüchten zufolge gab es neue Bedingungen der Geiselnehmer sowie Streit innerhalb der Entführer, ob die Männer überhaupt freigelassen werden sollten.

Der sunnitische Geistliche Scheich Mehdi el Sumajdai sagte gestern, die Razzia in der sunnitischen Rebellenhochburg Latifija behindere die Bemühungen um eine Freilassung der Geiseln. „Der Angriff auf Latifija hat den Vorgang ihrer Freilassung gestört“, sagte der Scheich. Zugleich forderte er in einer Fatwa zur sofortigen Freilassung der Franzosen auf. Der Gelehrte genießt großen Einfluss bei sunnitischen Extremisten, auf deren Konto die meisten Entführungen im Irak gehen. Die Gegend um Latifija gilt als gefährlich für Ausländer. Es wird angenommen, dass Chesnot und Malbrunot am 20. August dort entführt wurden.

Gestern kursierten zunächst Meldungen, der einstige Stellvertreter von Diktator Saddam Husein, Essat Ibrahim al Duri sei festgenommen worden. Später nahm die irakische Nationalgarde ihre eigenen Angaben zurück Die Garde sei an einer solchen Aktion zur Festnahme al Duris nicht beteiligt gewesen, sagte der Befehlshaber für den Zentralirak, Ahmed Chalaf Salman. Zuvor hatten der Befehlshaber in Tikrit, Abdallah Dschuburi, sowie Sprecher von Verteidigungs- und Innenministerium in Bagdad von der Festnahme des 62-Jährigen in einem Krankenhaus berichtet.