Bauwagen : Angriff der Spießer
Es ist schlicht falsch. Die harte Linie gegen die BauwagenbewohnerInnen in Barmbek ist politisch nicht zu rechtfertigen, und sachlich ist sie nicht zu begründen. Der geordnete Umzug Hamburger BürgerInnen, die einem beschlossenen Bauvorhaben weichen müssen, hätte organisiert werden können. Allein, es fehlt der Wille.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Deshalb schlägt der Senat selbst Angebote für Ausweichplätze aus, deshalb ist die Kompromissbereitschaft der Betroffenen vollkommen unerheblich. Diese können gar nicht so flexibel sein, wie die Rechthaber in CDU und Regierung stur sind.
Im Wendebecken inszenieren Spießer den Angriff auf das, was ihnen nicht geheuer ist, was sie am liebsten verbieten würden. Getrieben sind sie von ihrer Sehnsucht nach Verwirklichung eines konservativen Weltbildes, dessen Grundlage öffentliche Ordnung und ordentliche Familien sind. Kleinbürgers Abscheu beginnt gemeinhin schon bei den Gardinen des Nachbarn, und Wohnwagen gehören eben auf Campingplätze der Marke Ferienglück – samt Zäunchen, Gartenzwergen und Rasen mit sauber abgestochenen Kanten.
Es mag interessante psychologische Erklärungsmuster dafür geben, warum Hilf- und Orientierungslose sich so sehr nach Halt sehnen in dieser immer unübersichtlicher scheinenden Realität, warum sie geradezu mit Verbissenheit in Heile-Welt-Träumereien Zuflucht suchen. Ihr Leiden mag vielleicht gar therapierbar sein.
Aber regieren dürfen sollten sie nicht.