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Archiv-Artikel

Ein Preis für das Überwinden der Scham

Immaculée Birhaheka erhielt den Bremer Solidaritätspreis, weil sie Opfern von Kriegsvergewaltigungen im Kongo hilft

Von THA

Allein im vergangenen Jahr gab es im Kongo 100.000 Vergewaltigungen, 20 bis 30 Prozent der Frauen wurden dabei mit HIV infiziert – das schätzt der UN-Menschenrechtsrat. „Die Situation in unserem Land ist eine einzige Katastrophe“, sagt Immaculée Birhaheka. Die kongolesische Frauenrechtsaktivistin erhielt gestern den Solidaritätspreis des Bremer Senats.

Birhaheka erhielt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Engagement im Osten des Kongo. Dort gründete sie 1993 die Frauenrechtsorganisation „Promotion et Appui aux Initiatives Féminines“ (PAIF), die Fälle sexueller Gewalt dokumentiert und die Täter öffentlich benennt, um Strafverfolgung anzustreben. Das zeichne Birhahekas Arbeit aus, hob Bremens Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) hervor: „Sie überwindet die Scham und spricht über Kriegsvergewaltigungen.“ Deswegen sind Birhaheka und ihre Mitstreiterinnen aber auch immer wieder Bedrohungen ausgesetzt. PAIF bietet den Frauen medizinische Erstversorgung, psychosoziale Beratung, Starthilfen wie Mikrokredite oder Saatgut, Alphabetisierungs- und Ausbildungskurse. „Wir wollen, dass die Frauen im öffentlichen Leben und ihren Familien wieder eine Rolle spielen können“, formulierte Birhaheka ihr Ziel.

Zwar ist die Monuc-Mission im Kongo der weltweit größte Friedenseinsatz der UN. „Man fragt sich nur, wo die Truppen sind“, sagt Birhaheka. Die Uno-Soldaten hielten sich kaum in den Ostprovinzen, sondern vornehmlich im Westen des Kongos und der Hauptstadt Kinshasa auf. Zudem schauten die Friedenstruppen bei Massakern und Vergewaltigungen zu oft weg.

Laudatorin Monika Hauser, Gründerin von Medica Mondiale und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, fügte hinzu: „Es fehlt der politische Wille der internationalen Gemeinschaft, Druck zu machen.“ Der UN-Sicherheitsrat habe sich erst vergangenen Juli darauf festgelegt, Frauen vor sexueller Gewalt zu schützen. „Trotzdem ist das nach wie vor kein vorrangiges Thema.“ THA