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Archiv-Artikel

Waldau – ein Weihnachtsmärchen

Während das Weihnachts-Programm für das Waldau-Theater eine kleine Verschnaufpause verspricht, soll eine Arbeitsgruppe zusammen mit dem Theater-Verwaltungsdirektor Dünnwald eine Lösung aus der akuten Finanzkrise suchen

Von kawe

Bremen taz ■ Am Mittwochabend ging es im Beirat Walle um das Sanierungsgebiet Waller Heerstraße, speziell um das städtebauliche Umfeld des Waldau-Theaters, das Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester „ein bisschen Niemandsland“ nennt. Neben dem Boulevard-Theater liegen eine Autowasch-Straße, dahinter am Bahndamm Baracken. Auch von repräsentativem Eingangsbereich kann keine Rede sein.

„Hier wird der Sanierungsbedarf als sehr hoch eingeschätzt“, heißt es in dem Bericht, der dem Beirat vorlag. Am Bahndamm soll ein Grünzug entstehen, der öffentliche Raum „aufgewertet“ werden, das Theater soll einen schönen Haupteingang bekommen. Die Arbeiten könnten ab2005 beginnen, sagt der Ortsamtsleiter.

Wenn, ja wenn denn klar wäre, was aus dem „Waldau-Theater werden soll. Um auch auf diese Frage eine klare Antwort zu bekommen, hatte der Beirat die Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) und die SPD-Kulturpolitikerin Carmen Emigholz eingeladen. Beide sagten ab. Der Ortsamtsleiter hatte bei der Staatsrätin noch angerufen und gefragt, ob er mitteilen dürfe, dass ihrer Ansicht nach die Politik hinter dem Theater stehe. „Das wäre überinterpretiert“, hatte Motschmann abgewunken.

Der Dezember ist beim Waldau-Theater immer der wirtschaftlich erfolgreichste Monat, viermal am Tag wird ein „Weihnachtsmärchen“ für Kinder gespielt, hinzu kommt das Abendprogramm. Aber die guten Einnahmen aus dem Winter reichen nicht, um die Durststrecke Sommer zu überbrücken, das ist das Problem – neben kaufmännischen Fehlern, derentwegen Geschäftsführer Axel Schröder seinen Hut nehmen musste. Die Wirtschaftsprüfer der „Hansaberatung“ hatten auf Liquiditätsprobleme hingewiesen: Durch den Ankauf der Immobilie sollte die Stadt dem Theater kurzfristig Luft verschaffen. In ihrem Gutachten hatten die Wirtschaftsprüfer aber auch verdeutlicht, „dass die derzeit schwierige wirtschaftliche Situation des Waldau-Theaters durch den Immobilienverkauf alleine nicht gelöst werden kann“.

Die Theaterleute erwischt die Krisen-Debatte zum falschen Zeitpunkt, sie sehen den Vor- und Aboverkauf fürs kommende Jahr gefährdet. Auch ein Insolvenzverwalter würde den Spielbetrieb vermutlich nicht einstellen, aber das Problem muss bald gelöst werden. Den Stadtteil haben sie dabei hinter sich: „Wenn das Theater am Goetheplatz sein darf, muss das Boulevard-Theater hier auch möglich sein“, sagt der Ortsamtsleiter. Doch die SPD-Politikerin Emigholz hält den Intendanten Michael Derda für die anhaltenden Finanzprobleme mitverantwortlich. Es müsse da einen Neuanfang geben. Mit drohenden Liquiditätsproblemen lasse sich die Politik nicht mehr unter Druck setzen. Immerhin soll das aufgelaufene Defizit 500.000 Euro betragen. Den schlichten Kauf der Immobilie hat der Finanzsenator also abgelehnt, weil darin kein kostendeckendes neues Konzept für das Theater stecke. Über einen Konkurs würden sich zudem die Bankschulden reduzieren.

Eine Arbeitsgruppe berät nun über Möglichkeiten der Sanierung. Dabei ist auch Verwaltungsdirektor Lutz Dünnwald vom Staatstheater. Nichts ist ausgeschlossen, auch nicht eine Verwaltung des Waldau-Theaters vom Goetheplatz aus.

kawe