: „Wellness ist bei uns ein Unwort“
Ein Gespräch mit Kay-Uwe Brehm, Hoteldirektor des Parkschlösschen in Traben-Trarbach an der Mosel. Das Fünf-Sterne-Haus ist der Jungbrunnen der Prominenz. Es bietet Ayurveda-Kuren, kombiniert mit einem gesundheitsorientierten Sportprogramm
INTERVIEW EDITH KRESTA
taz: Herr Brehm, das Parkschlösschen bietet seit zwölf Jahren klassische Ayurveda-Kuren an. Inzwischen wurde Ihnen der fünfte Stern zur Luxuskategorie verliehen. Hat sich Ihr Konzept verändert?
Kay-Uwe Brehm: Nein, eigentlich nicht. Allerdings ist das Konzept immer weiterentwickelt worden. In den ersten Monaten hatten wir nur eine 14-tägige Entschlackungskur im Programm. Mit der Zeit wurden dann die unterschiedlichsten Pauschalarrangements entwickelt, meist auf Anregung unserer Gäste. Viele sagten beispielsweise, dass sie gerne zur Kur in unser Haus kommen würden, aber eine Entgiftung mit Ghee, dem ausgelassenen Butterfett, wäre ihnen zu heftig. Also haben wir ein entsprechendes sechstägiges Angebot entwickelt. Eine solche Kur ist natürlich nicht so intensiv wie eine Ghee-Kur, aber sie tut schon einiges dazu, dass die Schlacken gelöst werden.
Haben Sie sich dem Wellness-Trend angepasst und bieten nun Ayurveda light?
Wellness ist bei uns im Hause ein Unwort. Wir machen keine Wellness. Wir machen eine sehr intensive Entgiftungs- und Entschlackungsbehandlung. Wir haben immer noch einen strengen Kurablauf. Die 14-tägige Panchakarma-Entschlackungskur ist nach wie vor unser Verkaufsrenner Nummer eins. Wir haben uns nur an die Gäste angepasst und ein flexibleres Programm gestaltet .
Ihr neuestes Angebot ist Bewegung und Ayurveda. Passt das überhaupt zusammen? Eigentlich verbindet man doch mit Ayurveda eher Yoga und Meditation als Nordic Walking und Joggen?
Auch das ist auf Anregung unserer Gäste erfolgt: Ein bisschen Bewegung würde uns gut tun, wurde häufig gesagt. Und da wir inzwischen die räumliche Infrastruktur haben, wurde Ayurveda mit einem gesundheitsorientierten Sportangebot kombiniert. Sie können hier zehn Tage zur Kur kommen und dann an drei zusätzlichen Tagen Sport machen.
Das klingt ein bisschen nach therapeutischer Beliebigkeit in Zeiten des Fitness-Wahns?
Ayurveda ist keine dogmatische reine Lehre. Und Bewegung ist immer gut.
Das Parkschlösschen bietet Maharischi-Ayurveda. Doch der Maharischi und sein geistiges Angebot sind wenig präsent, allenfalls auf ihren Nahrungsergänzungsmitteln, mit seinen Schriften in Ihrem Laden und in den teuren Meditationskursen. Dafür setzen Sie nun auf Sport. Sind Sie materieller, körperlicher geworden?
Wir sind weltlicher geworden. Früher wurde gesagt, es gibt keinen Fernseher auf den Zimmern. Es gibt kein Raucherzimmer. Wir haben uns dann irgendwann zusammengesetzt und einiges zurückgezogen, weil es zu sehr in den esoterischen Bereich ging.
Warum?
Diese Richtung hat unser Haus in eine bestimmte Ecke gestellt. Dabei ist Ayurveda für mich eine sehr weltliche Angelegenheit. Man soll mit seinem Köper bewusst umgehen und dies auch im Alltag umsetzen. Ayurveda ist in keinster Weise einengend oder genussfeindlich.
Ayurveda ist inzwischen in aller Munde. Ist die Konkurrenz anderer Anbieter groß?
Die Gäste, die hier waren, gehen auch mal fremd und schauen sich woanders um, aber sie kommen wieder zurück, weil sie merken, hier ist es durchorganisiert und es ist reines Ayurveda. Hier kann man sich nicht abends an die Bar setzen und Bier trinken. Auch Gäste, die zum Beispiel in Sri Lanka zum Kuren waren, kommen gern zurück und beklagen sich über den Jetlag und andere Umstellungsschwierigkeiten, die sie hier im Hause nicht haben. Dass unser Konzept sehr gut ankommt, zeigt die hohe Zahl der Wiederkehrer: immerhin 47 Prozent.
Wer kommt neben prominenten Schönen wie Iris Berben oder Hannelore Elsner?
Also, wir haben 65 Prozent Damen-Anteil. Wir hoffen, dass wir irgendwann fünfzig Männer, fünfzig Frauen erreichen. Allerdings kommen, die Männer, die zu uns kommen, regelmäßig. Das Alter ist zwischen 35 und 80 Jahre. Das Durchschnittsalter unserer Gäste liegt bei 40 Jahren.
Sie sind seit zwölf Jahren Direktor des Parkschlösschens. Wirkt das Parkschlösschen auch auf Ihre Doschas, Ihre Körperenergien, ausgleichend oder liegt Ihre Standhaftigkeit an der schönen Mosellandschaft?
Es war immer meine Zielsetzung, für Menschen etwas tun zu können. Ich war vorher in der Kettenhotellerie tätig. Das war ein Rein und Raus, im Endeffekt eine Fabrik. Der Gast spielt keine große Rolle mehr. Was eine Rolle spielt, sind die Verkaufszahlen am Ende des Tages. Wir haben zwar auch ständig andere Gäste hier. Aber mit den Gästen sind sehr viele Freundschaften entstanden und die Leute sind sehr eng ans Haus gebunden. Das ist das Interessante hier.
Ayurveda-Kurhotel Parkschlösschen, Traben-Trarbach, Tel.: (0 65 41) 70 50, www. ayurveda-parkschloesschen.de