: Bildung geht nicht stiften
Angesichts des heftigen Widerstands von Betrieben, Kammern und Lehrern will Bildungssenator Rudolf Lange offenbar aus der Berufsschul-Stiftung aussteigen
Nach Informationen der taz ist Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) bereit, die geplante Stiftung Berufliche Schulen zu kippen. Grund für den Rückzug ist die massive Ablehnung der Stiftung durch Betriebe und Pädagogen. Gut unterrichtete Kreise bestätigten, der Senator werde „zurückrudern“. Dem widersprach Langes Sprecher Alexander Luckow: „Das ist so nicht richtig.“ Er räumte jedoch ein: „In welcher Form das Modell so bleibt, kann man jetzt noch nicht sagen.“
Der Senator hatte angekündigt, die 48 Hamburger Berufsschulen in eine Stiftung zu überführen (taz berichtete). Der Stiftung solle ein Kuratorium vorstehen, in dem mehrheitlich Wirtschaftsvertreter sitzen. Die Handelskammer war Motor der Idee. Eine Unternehmensberatung wirbt derzeit bei Ausbildern, Branchenvertretern und Lehrern für das Vorhaben. Die Reihe der Informationstage an den Schulen ist fast abgeschlossen. „Bis Ende des Monats haben wir eine Auswertung“, kündigte Langes Sprecher Luckow an. Und fügte hinzu: „Wenn alles ganz schrecklich ist, muss man gucken.“
Die Vereinigung der Schulleiterinnen und Schulleiter an beruflichen Schulen zog jetzt schon Bilanz. In einer Stellungnahme heißt es: „Nur durchschnittlich zehn Prozent der registrierten Ausbildungsbetriebe nahmen an den Veranstaltungen teil. Die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen lag zwischen null und 95 Prozent (...) Eine Überführung der Beruflichen Schulen in eine Stiftung wird von den Betrieben mit großer Mehrheit, von den Kollegen einstimmig abgelehnt.“ Die Pläne gingen in die „falsche Richtung“.
Große Sorge macht das Vorhaben, von Wirtschaftsvertretern dominierte Lenkungsausschüsse und Geschäftsführer an die Spitze der Schulen zu setzen. Rainer Kuhfeld, Lehrer an der Gewerbeschule 13 in Bergedorf, rügte: „Der Geschäftsführer bekäme fast diktatorische Macht, die Wirtschaft hätte die Fachaufsicht. Das ist verfassungswidrig.“ Kuhfeld verweist auf das Grundgesetz, wonach das Schulwesen Aufgabe des Staates sei.
Die Stiftungspläne sind inzwischen auch bei einigen Kammern auf heftigen Widerstand gestoßen. Zugleich wurde eine zu diesem Thema angesetzte Deputationssitzung auf Dezember verschoben. In einem Brief der Bildungsbehörde an die Leiter der Berufsschulen vom 1. Oktober, welcher der taz vorliegt, werden die Pädagogen gebeten, sich am 27. Oktober für die „Beratung eines modifizierten Vorschlages der BSH-Strukturen (Berufliche Schulen Hamburg, Anm. d. Red.)“ bereitzuhalten.
„Da steht“, sagt Lehrer Kuhfeld, „kein Wort mehr von Stiftung.“ EVA WEIKERT