: Hamburg im Goldrausch
Ob Blatt-, Zahn- oder Bruchgold: In Hamburg trägt man das Edelmetall in allen erdenklichen Formen zu Markte. Grund ist der höchste Goldpreis seit 25 Jahren. Nur ausgezahlt bekommt ihn nicht jeder
Goldankäufer, die ihren Kunden offenbar unseriöse Preise für ihr Gold zahlen, ist eigentlich kein Vorwurf zu machen. Es sind Händler, sie unterbreiten lediglich ein Angebot. Vielleicht kein faires, aber darauf eingehen tut letztendlich der uniformierte Kunde. Gold ist ein kompliziertes Handelsgut, die Preise schwanken ständig. Aktuelle Edelmetallkurse gibt es bei der AGUSI (www.allgemeine-gold.de). Bevor Gold, speziell Schmuck verkauft wird, sollte der Wert ermittelt werden. Am sichersten durch eine Goldscheideanstalt wie die Aurum Edelmetalle in Norderstedt (www.aurum-edelmetalle.de). Dort kann mittels Röntgenstrahlen die Echtheit des Goldschmucks überprüft werden. Denn es befindet sich viel falschgepunzter Schmuck im Umlauf. JV
VON JOSEPH VARSCHEN
„Raus mit dir, verschwinde, ich sage nichts!“ sagt Altin Alinir. „Nein, ich sage nicht was du für ein Gramm Feingold bekommst und wehe du machst Fotos!“, verabschiedet er sich, während er bestimmt auf den Ausgang seines Yildiz Juweliers am Steindamm zeigt. „Altgold, Bruchgold, Zahngold, Schmuck oder Münzen, wir kaufen alles!“, heißt es die Straße rauf und runter.
In Zeiten von Wirtschaftskrise und schwankenden Banken erfreut sich Gold, was bisher jede Währung überlebt hat, einer nie da gewesenen Nachfrage. In Euro kletterte der Goldpreis unlängst auf die bisher unerreichte Höhe von 700 Euro je Feinunze (31,1 Gramm).
Preisnachfragen ohne Kamera in der Hand zeigen, dass viele Händler ihre Preisvorstellung je Gramm Feingold zwischen fünf und vierzehn Euro einordnen. Zum Vergleich: das Gramm Feingold wird momentan in den Edelmetallkursen um die 22 Euro im Ankauf gehandelt.
Die aktuellen Edelmetallkurse können beispielsweise auf der Homepage der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt AG (AUGUSI) eingesehen werden. Das Unternehmen sitzt in der Goldstadt Pforzheim und ist die größte Scheideanstalt der Republik. Zu solchen Scheideanstalten bringen auch die kleineren Goldhändler ihr Gold. Wer sein Gold also direkt dort abgibt, umgeht eine offene Hand in der Handelskette. Denn die Händler werden den Ankaufspreis der Scheideanstalten kaum überbieten können, solange sie Gewinn machen möchten.
Mathias Kruse von der Hamburger Scheideanstalt Aurum Edelmetalle kann deshalb nicht verstehen, warum Goldbesitzer den Umweg über den Goldsumpf der Straßenhändler nehmen. „Angebote unter 20 Prozent der ausgewiesenen Listenpreise sollten nicht akzeptiert werden“, sagt Kruse in Hinsicht auf all die Läden, in denen neben kleinen Goldbarren auch Handys, Wasserpfeifen und alte Spielkonsolen im Schaufenster liegen.
Der Pfandleihkredit wäre eine Alternative bei klammen Brieftaschen, ohne sofort Omas vererbten Schmuck unwiederbringlich einschmelzen zu lassen. Die Leihbeträge können bis zu 80 Prozent des Verkaufswertes betragen. Jeden Monat werden dann ein Prozent Zinsen fällig, bis der Pfand wieder ausgelöst wird. Ein beliebtes Konzept, 2008 wurden Kredite in Rekordhöhe von 500 Millionen Euro ausgegeben.
Gängige Goldbarren und münzen können auch an Banken verkauft werden. Umgekehrt lässt sich dort auch Gold einkaufen, etwa in der Edelmetallabteilung der Haspa.
Doch wer sich ein goldenes Auffangbecken für wirtschaftlich labile Zeiten zulegen möchte, sollte abwarten und sich nicht in die Reihe der ohnehin zu späten Goldhamster stellen. „Wer Gold kaufen möchte, sollte das nur als kleine Beimischung der Spareinlagen tun, sich ausführlich zu den Preisen informieren und verschiedene Händler vergleichen. Doch in der jetzigen Preissituation kann vom Goldkauf nur abgeraten werden“, sagt die Sprecherin der Verbraucherzentrale Hamburg, Julia Rehberg.
Aber das Vertrauen in das Finanzmarktsystem ist nachhaltig erschüttert. Und die Nachfrage nach den etwa 2.400 Tonnen Gold, die jährlich weltweit gefördert werden, ist ungebrochen. Gold und Edelmetalle im Allgemeinen gelten als krisensicher. Es wird auch in Zukunft für Banken wie für Privatanleger interessant sein und so manch dubiosen Goldankäufer seinen Gewinn bescheren.