nahverkehr : Bürgerticket statt Kontrolle
Drei Männer mit Herrenhandtasche und Einkaufstüten – wenn solch ein Stoßtrupp an der Haltestelle wartet, weiß der kundige Schwarzfahrer, es ist höchste Zeit, die Bahn zu verlassen. Sonst droht erhöhtes Beförderungsentgelt, im Wiederholungsfall Anzeige, Verfahren, Sozialstunden. Denkt man den just gestarteten Modellversuch der Bogestra zu Ende, könnte der Schwarzfahrer als sozial geschulter Kundenbetreuer seine Pflichtstunden ableisten – der Lerneffekt wäre garantiert. Gleichwohl greift die Idee nicht weit genug: Denn während die einen nett zum Fahrer geschickt werden, um dort gegen eine geringe Extragebühr einen Fahrschein zu kaufen, kassieren Kontrolleure weiterhin 60 Euro. Zweierlei Maß.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Was aber weder Kontros noch zärtliche Reisebegleiter schaffen, ist die Abschaffung des Schwarzfahrens. Das das geht, beweisen Bürgertickets, wie sie in der Schweiz und Süddeutschland diskutiert werden.
Der öffentliche Personen-Nahverkehr finanziert sich dann aus einer Umlage, die alle Bürger zu entrichten haben: Und da alle bezahlen, können auch alle umsonst mitfahren.
Im Prinzip ist das übrigens auch jetzt schon so: Da die Nahverkehrsbetriebe ohnehin von der öffentlichen Hand hoch subventioniert werden, zahlt der Steuerzahlende schon jetzt für Busse und Bahnen – ob er sie (schwarz) benutzen mag oder nicht.