: Neuer Machtkampf in Afghanistan
Präsident Karsai setzt Gouverneur der westafghanischen Stadt Herat ab. Die Folge: Unruhen und Proteste gegen UNO. Abgesetzter Khan akzeptiert Entmachtung
KABUL dpa ■ Aus Protest gegen die Entmachtung von Gouverneur Ismail Khan in der westafghanischen Provinz Herat haben Demonstranten gestern das UN-Gelände in Herat gestürmt und Feuer gelegt. Das UN-Personal musste in Bunker fliehen und dann in einem US-Militärcamp in Sicherheit gebracht werden.
Bei den Protesten gegen die von Präsident Hamid Karsai beschlossene Absetzung Khans als Gouverneur wurden nach Krankenhaus-Angaben mindestens drei Afghanen getötet. Ein Mensch sei gestorben, als aus einem US-Hubschrauber auf ihn geschossen worden sei, sagte ein Arzt. Demonstranten verbrannten Bilder Karsais und skandierten Parolen gegen den Präsidenten und gegen die USA. Auch Einrichtungen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der afghanischen Menschenrechtskommission sowie das pakistanische Konsulat wurden nach Angaben von Augenzeugen angegriffen. Die Mitarbeiter der Außenstelle der Deutschen Botschaft in Herat kamen nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin nicht zu Schaden.
Afghanistans Präsident Karsai hatte Ende letzter Woche Khan für abgesetzt erklärt. Er wollte damit vor der ersten freien Präsidentenwahl am 9. Oktober seine Macht sichern und regionale Kriegsherren schwächen. Khan erklärte am Samstag, er akzeptiere die Entscheidung des Präsidenten. Den ihm angebotenen Posten als Minister für Industrie und Minen lehnte er aber ab. Khan, der eine große Privatarmee unterhält, regierte Herat jahrzehntelang mit eiserner Hand. Die Provinz ist eine der wohlhabendsten in Afghanistan.
Khans Nachfolger Said Mohammad Khair-Khowa wurde gestern unter dem Schutz von US-Truppen zum Gouverneurssitz in Herat gebracht. Er war bislang Botschafter in der Ukraine.