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Archiv-Artikel

oecd-studie Der innovative Blick von außen

Gerade erst hat Bundespräsident Horst Köhler etwas Richtiges zur offenbar falschen Zeit gesagt. Es gebe in Deutschland keine gleichwertigen Lebensverhältnisse mehr. Was im Hartz-IV-Fahrwasser sofort als Aufkündigung der West-Ost-Solidarität identifiziert wurde, ist in Berlin längst bekannt. Nicht mehr um Angleichung der Lebensverhältnisse geht es hier, sondern um einen möglichst gerechten Umgang mit der Spaltung.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Dass sich Berlin dabei mehr als einmal im Kreis gedreht hat, hat seine Gründe. Anders als zwischen alten und neuen Bundesländern gibt es zwischen den Bezirken keinen fest verankerten „Finanzausgleich“. Die armen Bezirke sind also gezwungen mit dem auszukommen, was sie haben. Allenfalls dürfen sie auf eine Ausweisung als „Quartiersmanagement“-Gebiet hoffen.

Dass das zu wenig ist, darauf hat die OECD hingewiesen. Gleichzeitig hat die Fallstudie über Hohenschönhausen, Wedding und Neukölln klar gemacht, dass soziale Integration nicht nur eine Frage des Geldes ist, sondern auch einer gezielten Strukturpolitik. Warum, so fragen die Autoren, soll man nicht auch in den Berliner Problembezirken Leuchttürme fördern?

Recht haben sie. Vor allem, wenn es darum geht, Potenziale zu erkennen und in diese zu investieren. So können Profile entstehen, die andere Images erzeugen als die vom „sozialen Brennpunkt“. Beispiele dafür gibt es auch in Berlin – die Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf etwa oder die neue Berlinische Galerie in Kreuzberg. Solche Projekte schaffen Aufmerksamkeit statt weiße Flecken, sie setzen ins Licht statt abzublenden.

Vor allem aber: Sie fördern Veränderung. Diese Beispiele sollten Schule machen. Auch wenn der Lehrmeister von außen kam.