: werbepause: die a-klasse
Als sie zum ersten Mal in den deutschen Straßenverkehr eingebogen ist, wurde die A-Klasse von Mercedes – neben der Designflunder Audi TT – zur automobilen Metapher für neue Mitte und Berliner Republik – und zum Gefährt der nonkonformen Flexibilisierungsgewinner, die nicht bis zum 50. Geburtstag auf ihren ersten Mercedes warten wollten. Im dazugehörigen Werbespot wurden deshalb Pizzaschachteln von hippen Twens durch ein lichtes Großraumbüro gereicht. Und die kokette Frage „Wer ist der Auszubildende, wer der Boss?“ eingeblendet. War der Boss am Ende also der süße Slacker, der da gerade im frischen Wagen die frischen Pizzen angekarrt hatte? So sollten also die flüssigen Verhältnisse aussehen, deren sich die postfordistische Gesellschaft gerne rühmt. Die Mercedes-A-Klasse übrigens wurde dann gerne von Senioren erworben. Der hohen Sitzposition wegen. Die ist gut für die Übersicht. Und für die Bandscheibe. Daran wird sich auch in der zweiten Generation des Stuttgarter Automobils nichts ändern. Auch nicht an den Werbestrategien. Nur dass diese in Ermangelung glaubhafter Neu-Mitte-Mythen vollends ins Bodenlose kippen. „Sei anders. Und sei stolz drauf“ heißt es nun. Was heute aber „anders sein“ in einer Zeit bedeutet, in der wirklich oppositionelle Praktiken rar und Arbeitsplätze in Großraumbüros selten geworden sind, zeigt uns ein blonder Mann im modischen Anzug. Er hebt seinen inneren Schweinehund aus dem Kofferraum der A-Klasse und geht damit Gassi. CLEMENS NIEDENTHAL