Freiheit für die Freiheit!

„Pro Reli“ setzt in seiner Kampagne auf „Freiheit“. Mit dem Begriff warben bereits Autofirmen und Tamponhersteller. Da kommt man schon mal durcheinander. Von wem stammt welcher Slogan? Machen Sie den Test!

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Alle lieben die „Freiheit“. Weil es sich so bedeutend anhört, setzt auch die Initiative „Pro Reli“ in ihrer Kampagne zum Volksentscheid voll und ganz auf dieses schöne, pathetische, historische Wort – und stellt sich so in eine Reihe mit Autokonzernen, Parteien, Elektrogeräteproduzenten, amerikanischen Präsidenten und Tamponherstellern. Sie alle wollten mit der Freiheit für sich, ihre Ideen oder ihr Produkt werben. Dieser arme, gebeutelte, missbrauchte Begriff! Für alles muss die „Freiheit“ herhalten – vom Intimhygieneartikel bis zum Sportwagen. Die Beliebigkeit könnte kaum größer sein.

Vier Mal kommt „Freiheit“ oder das dazugehörige Adjektiv auf den großformatigen „Pro Reli“-Plakaten vor, die der Verein am Mittwoch vorstellte. 500 Stück davon werden demnächst in ganz Berlin an die Wände gekleistert. Der 26. April, an dem die Berliner per Volksentscheid über den Gesetzentwurf von „Pro Reli“ abstimmen sollen, wird gar zum „Tag der Freiheit“ hochstilisiert. Ob den Autoren der Kampagne bewusst ist, dass ein NS-Propagandafilm von Leni Riefenstahl denselben Titel trägt?

„Pro Reli“ bemüht ehrenwerte historische Vergleiche: Mit dem Kampagnenstart am 18. März knüpfe die Initiative an die Märzrevolution von 1848 an – und an die ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR 1990, erklärte Christoph Lehmann, der Chef des Vereins. Hat sich unbemerkt wieder die Monarchie eingeschlichen, die die Berliner ihrer Grundrechte beraubt? Oder gar eine sozialistische Diktatur? Wie auch immer, die Aufrechten von „Pro Reli“ kämpfen dagegen an. So viel wird deutlich.

Eigentlich geht es der Initiative ja „nur“ um die Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion an den Berliner Schulen. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich in Zukunft zwischen den Fächern Religion und Ethik entscheiden, so das Anliegen der Gläubigen. Bisher ist der gemeinsame Ethikunterricht in den Klassen sieben bis zehn für alle Pflicht, den Religionsunterricht können die Schüler freiwillig belegen.

Doch weder das Wort „Unterricht“ noch das Wort „Schule“ taucht in den Slogans von „Pro Reli“ auf. Auch „Religion“ schafft es nur jeweils einmal auf die Plakate. Kein Wunder: Diese Begriffe sind viel zu unsexy.

Also muss die gute alte Freiheit wieder ran. Ob das den Geschmack der Berliner trifft – oder ob sie sich verschaukelt fühlen, wird der Volksentscheid zeigen.