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Archiv-Artikel

Kartoffelbrei und Katzen-Problematik

Ein tiefer Griff in die inszenatorische Wühlkiste: Ralf Knapp inszeniert „Elling“ auf dem Theaterschiff. Wobei sich unter anderem die Frage stellt: Will man mitten auf der Weser wirklich allerbreitesten Hamburger Dialekt hören?

„Wir könnten alles Orange anstreichen!“ freut sich Elling beim Anblick der blütenweißen Wohnung. Doch Sozialarbeiter Frank schmettert diesen Wunsch gnadenlos ab. Das ist am Anfang.

Elling und Kjell-Bjarne werden aus der Psychiatrie ins wirkliche Leben entlassen. Dort sollen sie zusammen in einer WG wohnen, begleitet vom Sozialarbeiter. Elling ist der neurotische „ich gehe lieber nicht unter Menschen“-Typ und Kjell-Bjarne hat nur Frauen und Sex im Kopf. Mit „Elling“ auf dem Theaterschiff hat Regisseur Ralf Knapp versucht, eine Filmadaption auf die Bühne zu bringen – was immer schwierig ist.

Und dieser Film ist auch noch sehr speziell mit sehr speziellen SchauspielerInnen. Deren Equivalente auf den Brettern des Theaterschiffs sind optisch völlig andere Typen. Kjell-Bjarne (Christian Aumer) ist kein riesiger Fleischklops, und Elling (Achim Bramscher) ist vor allem älter als das Film-Pendant. Sozialarbeiter Frank ist ein supercooler „Hey yo“-Sunny-Boy. Martina Flügge wertet die Nebenrollen Krankenschwester, Kellnerin und schwangere Freundin auf.

Regisseur Ralf Knapp greift tief in die inszenatorische Wühlkiste und zitiert Filme, vom Western bis zum Thriller. So befindet sich die Kneipe auf einmal im tiefsten Hafenviertel, die Kellnerin spricht einen Monolog im allerbreitesten Hamburger Dialekt. Wenn Elling Staub saugt, dann blitzt und blinkt das ganze Licht-Equipment und eine lockere Musik gibt ihm den Rest. Warum eigentlich?

Nach der Pause ist es vor allem lang. Die Luft wird immer heißer und es hört nicht auf. Es kommt die Geschichte mit den Gedichten in den Kartoffelbrei-Packungen. Ewig wird eine Katzen-Problematik ausgebreitet. Auch die Story mit Kjell-Bjarne und seiner schwangeren Freundin muss bis zur letzten Wehe verarbeitet werden. Der Publikumsbegeisterung tut das allerdings keinen Abbruch. ANNA POSTELS

Die nächsten Aufführungen: 19., 22., 23., 24., 29 September, jeweils um 20 Uhr. Karten: ☎ (0421) 79 08 600