: Schöner weißer Schnee
Auf eine interessante Art langweilig: Der finnische Film „A Bride of the seventh Heaven“ von Markku Lehmuskallio erzählt von der vergessenen Welt der Eskimos
Es gibt Filme, mit denen man nichts anfangen kann, ohne sie deshalb notwendigerweise schlecht zu finden. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sich nichts in diesen Filmen mit dem eigenen Leben verbindet, oder daran, dass kein Verbrechen geschehen ist, das nun aufgeklärt werden müsste, dass man keine Ahnung hat von dem Umfeld, in dem dieser Film spielt, oder auch nur, dass man in der falschen Stimmung war, als man sich den finnischen Film „A Bride of the seventh Heaven“ angeschaut hat.
Wenn man in der richtigen Stimmung gewesen wäre, hätte man die schönen Bilder aus der authentischen Welt der Inuits genießen, interesselos die interessanten Gesichter der Protagonisten studieren können und sich als notorisch gestresster Großstadtmensch nach dem Film angenehm ausgeruht gefühlt. War aber nicht so. Man hat sich gelangweilt, und während man sich so langweilte, schämte man sich gleichzeitig dieser Langeweile, denn eigentlich fühlt man sich doch moralisch verpflichtet, den Menschen aus der wenig beachteten Welt der Nenet in der Tundra der Halbinsel Jamal Interesse entgegenzubringen.
So schaut man sich diesen Film an, der von einer alten Frau dieses Stammes handelt. Als kleines Kind wurde sie dem höchsten Gott Num, der im siebten Himmel lebt, als Braut geweiht. Das bedeutete, dass sie viermal sieben Jahre von keinem Mann angesehen werden durfte und ein recht einsames Leben führen musste, von dem sie einem kleinen blinden Mädchen erzählt, das gleichzeitig, wenn ich das richtig verstanden habe, ihr Alter Ego ist. „Wo der Fluss Seregg Ngyne entspringt/ dort begann sie, die sieben Zöpfe hat, zu singen,/ Sie, die sieben Zöpfe und eine Krone aus Metall,/ Sie ist eine Braut Gottes./ Über drei Flüsse hinweg können die Menschen/ das Klingeln ihrer Schlittenglocken hören./ Der Besatz ihrer Mütze ist weißer als der erste Winterschnee“, heißt es irgendwann im Film. Das ist sicher poetisch, wenn man Sinn für Poesie hat. Wenn nicht, ist man gelangweilt von der Poesie – wohl auch, weil man Gedichte einfach doof findet.
Es gibt Konflikte. Die Frau bricht ihr Gelübde. Dies und das habe ich auch nicht verstanden. Viele Bilder sind sicher auch schön, der ganze Schnee da und die Sonne auf dem Schnee, aber man langweilt sich, wie man sich langweilt zwischen Leuten, deren Angelegenheiten einen nur höflich interessieren, also ohne dass die Langeweile aufdringlich werden würde, und ist dann doch wieder erstaunt, wenn der Film dann plötzlich zu Ende ist. Ethnologen, die sich für Inuits interessieren, sollten sich den Film natürlich unbedingt angucken, auch weil so viele Nenets mitspielen und weil einer der beiden Regisseure, Markku Lehmuskallio, ein ehemaliger Förster, bei einem Brand all sein Hab und Gut verlor und sich danach darauf konzentrierte, in seinen Filmen das Leben der nordischen Völker dazustellen.
DETLEF KUHLBRODT
„A Bride of the seventh Heaven“. R.: M. Lehmuskallio, A. Lapsui. Finnland 2003, 85 Min. Termine: siehe Programm