: Auf Wiedersehen, Herr Magister
75 Prozent aller Studiengänge führen zum Bachelor oder Master. Nun sieht auch die Regierung die Probleme der Reform
BERLIN taz ■ Trotz Dauerkritik hält die Bundesregierung am Umbau der Hochschulen fest, räumt allerdings Probleme ein. Inzwischen machten die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge 75 Prozent des gesamten Studienangebots aus, heißt es in einem Bericht der Regierung zum sogenannten Bologna-Prozess. 2007 waren es noch 45 Prozent. Die alten Abschlüsse Diplom und Magister sterben somit nach und nach aus. „Die Reform gewinnt an Zugkraft“, teilte Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) mit, nachdem das Kabinett am Mittwoch über das Thema beraten hatte.
Ziel des Bologna-Prozesses ist es, bis 2010 einen europäischen Hochschulraum zu schaffen und die Abschlüsse zu vereinheitlichen. Der Name geht zurück auf ein Treffen der europäischen Bildungsminister in Bologna 1999. Insbesondere die Bachelor-Abschlüsse sind allerdings schlecht angesehen. Laut dem aktuellen Studierendensurvey halten die deutschen Studierenden seit 2001 immer weniger vom Bachelor. Inzwischen steht ihm eine Mehrheit skeptisch gegenüber. Der Deutsche Hochschulverband, der die Interessen der Professoren vertritt, hatte im September die Reform als „weitgehend misslungen“ bezeichnet.
Bildungsministerin Schavan sprach am Mittwoch hingegen von einem „Gewinn“ für die Hochschulen durch den Bologna-Prozess. In dem Bericht werden aber auch Probleme benannt. So wird angemahnt, in den neuen Studiengängen mehr Raum für Praktika und Auslandsaufenthalte zu schaffen. Dabei sei sicherzustellen, dass die im Ausland erbrachten Studienleistungen in Deutschland anerkannt werden. Bisher würden nur in 41 Prozent der Fälle alle Leistungen komplett anerkannt.
„Vor allem in den Bachelor-Studiengängen ist die Zahl der studienbezogenen Auslandsaufenthalte deutlich zurückgegangen“, sagte Ulrich Heublein vom Hochschul-Informations-System (HIS). Darunter fallen Auslandssemester, aber auch Praktika und Sprachkurse. Schuld könnte das stark verdichtete Studium sein, so Heublein. Während in den Magister-Studiengängen 34 Prozent der Studierenden ins Ausland gehen und bei den Diplom-Studiengängen noch 24 Prozent, sind es bei den Bachelor-Studierenden nur 15 Prozent. Die Zahlen stammen jedoch von 2007, neue Daten will das HIS im Mai veröffentlichen. Ziel der Politik ist es, dass 50 Prozent aller Studierenden während ihres Studiums ins Ausland gehen.
Das Deutsche Studentenwerk hält vor allem die Festlegung auf einen dreijährigen Bachelor und einen darauf aufbauenden zweijährigen Master für falsch, wie Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde am Mittwoch sagte. Diese Studiendauer ist an deutschen Unis die Regel. „Es spricht nichts gegen einen vierjährigen Bachelor oder einen einjährigen Master“, sagte Meyer auf der Heyde. Mehr Luft im Bachelor, lautet also die Forderung, der sich auch die Grünen anschließen. Womöglich ließen sich so auch die Abbrecherzahlen verringern, die vor allem unter Bachelorstudierenden an Fachhochschulen hoch sind.
WOLF SCHMIDT