: Geldgeber gemeinsam gesucht
Wegen der Finanzkrise wird die Zeit-Stiftung das Kampnagel-Sommerfestival 2009 nicht mehr fördern. Die Betroffenen müssen sich nun anderweitig um private Fördergelder kümmern – und stoßen dabei auf viele Mitbewerber
Stiftungen muss man sich in diesen Tagen vorstellen wie schwere Schiffe im Wind. Einerseits sind sie durch ihren finanziellen Grundstock meist stabil gebaut und haben ihr Geld in der Regel konservativ angelegt, beispielsweise in Bundesanleihen oder Pfandbriefen. Andererseits weht auch den Stiftungen die Krise am Finanzmarkt ins Gesicht, mal mehr, mal weniger, je nachdem, welche Anlage sie gewählt haben. Auch für die konservativen Anleger gilt: Zinsen können sinken. Und Stiftungen können nur mit dem Geld fördern, das sie durch ihre Geldanlagen einnehmen.
Wenn Stiftungen ihre Förderung einschränken, dann spüren das Bildungseinrichtungen, soziale Einrichtungen, der Sport, die Kultur, der Tierschutz, die Jugendförderung, der Denkmalschutz usw. Besonders zu merken ist das in Hamburg: Mit über 1.130 Stiftungen ist die Hansestadt die Stadt mit den meisten Stiftungen bundesweit. Es gibt Stiftungen wie die Körber- und die Alfred-Toepfer-Stiftung, bei denen es heißt: „Bei uns gibt es dieses Jahr keinerlei Einschränkungen.“ Andere aber trifft die Krise durchaus: Diese Woche hat die Zeit-Stiftung angekündigt, aufgrund der Finanzmarktkrise die Förderung im laufenden Jahr zurück zu fahren. Ungefähr zehn Prozent weniger Anträge als 2008 werde man dieses Jahr bewilligen, sagt der Vorsitzende der Stiftung, Michael Göring. 2009 wird die Stiftung verschiedene Projekte mit rund 15 Millionen Euro fördern – 2008 waren es noch fast 16 Millionen Euro.
Betroffen ist davon unter anderem das Sommer-Festival auf Kampnagel. Das Festival muss auf 100.000 Euro Zuschuss verzichten. Intendantin Amelie Deuflhard wird sich also auf Sponsorensuche begeben und versuchen, das fehlende Geld „innerhalb von vier Wochen aufzutreiben“. Falls das nicht gelingt, könne es sein, „dass das Festival dieses Jahr kleiner wird“.
Auch die Autorentheatertage am Thalia-Theater und das Ensemble Resonanz bekommen dieses Jahr weniger bzw. kein Geld mehr von der Zeit-Stiftung (taz berichtete). In beiden Fällen aber kommt der Rückzug nicht überraschend: Die Zeit-Stiftung fördert Kulturprojekte immer über einen begrenzten Zeitraum. Das Ensemble Resonanz habe vier Jahre lang jeweils 50.000 Euro bekommen, sagt Geschäftsführer Tobias Rempe. „Wir wissen schon länger, dass es nicht weiter geht.“
Das Ensemble wird also wie Amelie Deuflhard versuchen, an Förder- bzw. Sponsorengelder zu kommen. „Wir tun uns durch die Finanzkrise schwer mit der Sponsorenakquise“, sagt Rempe. Auch Gesa Engelschall von der Hamburgischen Kulturstiftung erwartet für dieses Jahr „mit Sicherheit weniger Spenden“. Statt 63 Projekte im Jahr 2008 werde man 2009 voraussichtlich nur noch 40 Projekte fördern.
Engelschall: „Unser Stiftungskapital ist konservativ angelegt. Deshalb sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Aber die Zinsen sind runtergegangen.“
„Die Sponsorenakquise wird schwieriger durch die Finanzmarktkrise, das war schnell klar“, sagt der Intendant des Thalia-Theaters, Ulrich Khuon. „Aber es wäre falsch zu sagen, alles ginge drunter und drüber. Für die Spielzeit werden bei uns die Partnerschaften erhalten. Da sind wir sehr dankbar.“ KLAUS IRLER