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Archiv-Artikel

Öko-Nobelpreis für Jagger

Für ihre Umwelt- und Menschenrechtskampagnen erhält Ex-Rolling-Stone-Frau Bianca Jagger den Alternativen Nobelpreis. Weiterer Preis für Memorial-Gruppe

BERLIN taz ■ Bianca Jagger hat am Wochenende in der indischen Stadt Hyderabad den alternativen Nobelpreis verliehen bekommen. Die Exfrau von Rockstar Mick Jagger und Partygröße der 1970er- und 80er-Jahre wurde ausgezeichnet für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz.

Ein solch prominenter Name als Träger des Alternativen Nobelpreises war bislang eher selten in der 24jährigen Geschichte dieser Auszeichnung. Allenfalls politisch exponierte Persönlichkeiten wie die Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly oder der sozialdemokratische Vorreiter für alternative Energien, Hermann Scheer, wurden mit diesem Preis geehrt.

Jakob von Uexküll, dem Stifter des Preises, zufolge hat Jagger gezeigt, „wie man Berühmtheit in den Dienst von Ausgebeuteten und Benachteiligten stellt“. Jagger, die als Bianca Perez Morena de Macias in Nicaragua geboren wurde, engagiert sich schon seit den späten Siebzigern für soziale und ökologische Anliegen. Bereits vor dem Alternativen Nobelpreis wurde die 59-Jährige mit diversen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 1997 den so genannten Green Globe Award für ihre Bemühungen um den Erhalt des tropischen Regenwaldes sowie im gleichen Jahr einen Preis für eine von ihr geführte Kampagne gegen die Todesstrafe.

Der Alternative Nobelpreis wurde im Jahre 1980 von dem Schweden namens Jakob von Uexküll als eine Art Gegenentwurf zum herkömmlichen Nobelpreis ins Leben gerufen. Uexküll wollte damit auch Kritik an der Vergabe der herkömmlichen Nobelpreise üben, weil diese in der Regel an arrivierte Wissenschaftler aus westlichen Ländern gingen. Für die Finanzierung des Preises verkaufte von Uexküll seine damals zwei Millionen Mark teure Briefmarkensammlung. Kurz zuvor war er bei der schwedischen Nationalbank beim Bemühen um das Sponsoring eines neuen Nobelpreises für Umwelt abgeblitzt, obwohl diese gerade den Wirtschaftsnobelpreis finanziell abgesegnet hatte.

Der Alternative Nobelpreis wird dieses Jahr erstmals außerhalb Stockholms verliehen. Damit wollte das Komitee dem „Süden“ signalisieren, „dass es im Norden Menschen gibt, die andere Wege suchen“.

Einer der drei mit 220.000 Euro dotierten Preise geht auch an die russische Menschenrechtsgruppe Memorial. Gerade vor dem Hintergrund des fatalen Massakers an einer Schule im ossetischen Beslan sei es wichtig, den Mut der Memorial-Arbeiter besonders in Tschetschenien zu würdigen, hieß es in der Begründung.

Der Dritte in der Preisriege von 2004 ist der argentinische Umweltschützer Raul Montenegro. Dieser habe sich in den letzten Jahren vor allem für seinen Widerstand gegen die lateinamerikanische Atomkraftlobby verdient gemacht. Den undotierten Ehrenpreis teilen sich der Hindu Swami Agnivesh und der Muslim Asghar Ali Engineer aus Indien, die für ihren Einsatz für Toleranz und Verständigung in Südasien ausgezeichnet werden.

MARCO LAUER