: Ohne Glanz
Wieder zwei Tore: Wie in Istanbul hält Paolo Guerrero die Hamburger auch in Schalke beim 2:1-Sieg auf Erfolgskurs
GELSENKIRCHEN taz ■ Die Fußballer von Schalke 04 haben wahrlich viel Prügel einstecken müssen in der laufenden Saison. Sie haben auch schon so manches Spiel fahrlässig vergeigt, können die eigenen Ansprüche an ihre spielerischen Fähigkeiten nur selten erfüllen, doch auf eins konnten sie eigentlich immer zählen: Körperlich waren sie stets eine Macht. Nun können sie sich noch nicht einmal mehr auf diese Qualität verlassen. Sie verloren mit 1:2 (0:0) gegen den Hamburger SV, der am Donnerstagabend noch ein hartes Uefa-Cup-Spiel in Istanbul bestritten hatte. Durch zwei Treffer von Paulo Guerrero rückten die Hamburger bis auf einen Punkt an Tabellenführer Hertha BSC Berlin heran.
Von Beginn an entwickelte sich ein intensives Spiel, in dem aber auch beiden Teams anzumerken war, dass sie zuletzt mit anderen Dingen beschäftigt waren. Der Glanz eines Spitzenspiels fehlte, es wurde durchschnittliche Bundesligakost kredenzt. Spielerische Höhepunkte ergaben sich in der ersten Hälfte nur selten, auch wenn beide Teams die Gelegenheiten zur Führung hatten. Schalke traf sogar zwei mal, doch Tore von Jermaine Jones (14.) und Vicente Sanchez (39.) zählten nicht, die Schützen standen im Abseits. Die beste Hamburger Chance vergab Jonathan Pitroipa, als er einen konfusen Rückpass von Levan Kobiashvili abfing, den Ball aber übers Tor hob.
Die zweite Hälfte blieb dann ebenfalls recht ausgeglichen, nur Torgelegenheiten wurden noch seltener. Zwar gab es immer wieder gute Ansätze, doch beiden Teams fehlte die Genauigkeit in der Offensive. Ein grober Fehler von Manuel Neuer, der unter einem Ball hindurchsprang, ermöglichte dem HSV dann die Führung. Guerrero musste nur noch einschieben (71.). Und der Peruaner war es auch, der nach einer wunderbaren Kombination das 0:2 erzielte (75.). Der Anschlusstreffer Jefferson Farfans (80.) kam zu spät. Am Ende ergab sich das gewohnte Bild: Das Publikum brachte ein leidenschaftliches Pfeifkonzert zur Aufführung.
„Mit einem Sieg haben wir wieder etwas Ruhe“ hatte Vereinspräsident Josef Schnusenberg vor der Partie frohlockt, doch Ruhe wird es auf Schalke auch nach diesem Wochenende nicht geben. Viel zu spannend bleiben die Fragen nach der Zukunft. Gelingt es Trainer Fred Rutten, den sportlichen Schaden zumindest halbwegs zu begrenzen und noch einmal unter die ersten fünf vorzustoßen? Wie ist es wirklich um die Atmosphäre im Team bestellt? Marcelo Bordons Rücktritt vom Kapitänsamt war von vielen Beobachtern als großer Umbruch in der Hierarchie des Kaders bewertet worden. Und: Tritt tatsächlich Oliver Kahn die Nachfolge des entlassenen Andreas Müller an? Oder doch ein anderer?
Aus München waren am Wochenende Signale gekommen, die darauf hinweisen, dass der der frühere Torhüter eher nicht zum engeren Kandidatenkreis beim FC Bayern zählt, und damit frei wäre für einen Umzug nach Gelsenkirchen. „Ich kann Schalke nur zu dieser Wahl gratulieren“, hatte Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Münchner, demonstrativ erklärt und Manager Uli Hoeneß hatte offenkundig genervt angefügt: „Das ist allein eine Sache von Schalke 04.“ Der HSV ist wieder ganz eng dabei im Meisterschaftsrennen, auf Schalke hatte in dieser Saison zuvor nur ein Klub gewonnen: Der FC Bayern.
DANIEL THEWELEIT