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Archiv-Artikel

Bahnchef Mehdorn entgleist

Bundestagsabgeordnete empört: Mehdorn verbittet sich in Brief Kritik von Mitgliedern des Verkehrsausschusses. Kanzler Schröder stützt den Bahnchef und erwartet Börsengang bis 2008

Von BPO

BERLIN taz ■ Nach der Verschiebung des Börsengangs der Deutschen Bahn ist gestern Konzernchef Hartmut Mehdorn aus dem Bundestag zum Rücktritt aufgefordert worden. Die verkehrspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen von CDU, FDP und Grünen reagierten damit auf einen Brief von Mehdorn, in dem dieser die Abgeordneten heftig angegriffen hatte. Es wäre „besser, wenn Mehdorn ginge“, sagten Dirk Fischer (CDU) und Horst Friedrich (FDP) nach einer Sondersitzung des Ausschusses – zu der weder Mehdorn noch Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) erschienen waren. Der grüne Abgeordnete Albert Schmidt sagte, Mehdorn „disqualifiziert sich selbst“.

Kurz zuvor war der Brief öffentlich geworden, den Mehdorn an den Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, geschrieben hatte. Darin beklagt Mehdorn die „bösartige Besetzung“ einer BDI-Veranstaltung. Über die „sog. Verkehrsexperten“ Friedrich, Fischer und Schmidt klagt Mehdorn, sie äußerten sich „im 3-Tages-Rhythmus polemisch gegen mich und die Bahn“.

Bundeskanzler Gerhard Schröder stärkte Mehdorn gestern den Rücken. Die Bahn sei mit Mehdorn auf „einem wirklich guten Gleis“, sagte er. Schröder erwartet nun einen Börsengang zwischen 2006 und 2008. Mehdorn selbst schrieb, zu einem Börsengang der Bahn gebe es keine Alternative. Zuvor war bekannt geworden, dass die Verschiebung des Börsengangs am Dienstag im Kanzleramt in Mehdorns Abwesenheit entschieden worden ist. Dabei sei auch die Variante durchgespielt worden, Mehdorn zu entlassen.

Nach der Rücknahme des neuen Preissystems 2003 ist die Verschiebung des Börsengangs Mehdorns zweite schwere Niederlage. Fahrgastverbände forderten gestern, nun müsse auch die Preiserhöhung zurückgenommen werden. Ein Bahnsprecher wies das zurück. BPO

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