: Auf Nummer sicher
Castor-Aufgebot: Wieder sollen etwa 13.000 Beamte den Atommüll-Transport schützen. 3.000 Protestler erwartet
Hannover taz ■ Auch wenn der Protest abflaut – das niedersächsische Innenministerium will beim diesjährigen Castor-Transport wieder mit einem ähnlich überdimensionierten Polizeiaufgebot wie im vorigen Jahr auflaufen. Im November 2002 hatten 13.000 Beamte den Weg der zwölf Atommüllbehälter in das Zwischenlager Gorleben „begleitet“, ein Vielfaches der 3.000 Anti-Castor-Demonstranten. „Die Größe des Aufgebots wird ungefähr bei der vom vergangenen Jahr liegen“, bestätigte Klaus Engemann, Sprecher von Innenminister Uwe Schünemann (CDU).
Dabei geht das Ministerium davon aus, dass auch dieses Jahr nicht mehr Protestler ins Wendland kommen als 2002. Damals hatten Polizei und Bundesgrenzschutz unter anderem 800 „Gewaltbereite“ bei einer Kundgebung registriert, 40 Demonstranten blockierten die ICE-Strecke Hamburg-Hannover. Der Einsatz der aus der gesamten Republik ins Wendland bestellten Beamten kostete 30 Millionen Euro. „Es war relativ ruhig. Der Protest hat sich regionalisiert“, sagte Engemann. Auch an der Polizeistrategie werde sich wenig ändern. „Wir setzen auf Deeskalation“, betonte der Sprecher. Wie im vergangenen Jahr werde es auch diesmal wieder „Konfliktlotsen“ geben, die zwischen Demonstranten und Beamten vermitteln sollen.
„Wenn sie mit weniger anrücken, wird es heftiger“, erklärt sich Katrin Grasniak von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg das unveränderte Riesen-Aufgebot. Dabei sind auch dieses Jahr nur gewaltfreie Proteste wie Sitzblockaden geplant, keine Ankett-Aktionen wie früher, als bis zu 15.000 Demonstranten den Castoren-Zug stoppen wollten. Außerdem sei ja nach dem SPD-Innenminister Heiner Bartling nun ein CDU-Mann am Ruder, sagt Grasniak: „Der Neue geht wohl auf Nummer sicher“, meint die BI-Sprecherin.
Wahrscheinlich wird der Castor-Transport am 10. November in La Hague starten und das Zwischenlager voraussichtlich am 12. November erreichen. „Wir sind nicht militant“, betont Grasniak. „Aber das Hase- und Igel-Spiel wird bestimmt weiter gehen.“ kai schöneberg