lexikon der globalisierung
: Was bedeutet eigentlich Rating?

Das Rating wird in wachsendem Ausmaß als Methode genutzt, die ökonomische Lage eines Unternehmens aber auch von Nationen (Länderranking) zu benoten. Dabei stehen jedoch nicht die mittelfristige Wertschöpfung und die dazu beitragenden Beschäftigten im Mittelpunkt. Vielmehr wird die Rangfolge beim Rating, das Ranking, auf die Frage reduziert, wie groß „die Fähigkeit zur Zinszahlung und Kapitalrückzahlung“ zu bewerten ist. Deshalb wird in diesem Zusammenhang oftmals auch von der Benotung der Bonität gesprochen.

Diese Klassifizierung von Risiken nutzen die Aktienanleger zur Einschätzung börsennotierter Unternehmen. Auch die Banken verlangen von den Kreditnehmern zunehmend ein entsprechendes Rating. Künftig werden alle Unternehmen im Rahmen der Fremdfinanzierung über Banken zu dieser Bonitätsprüfung verpflichtet. Die Folgen dieser Ratingexpansion sind klar. Je schlechter der Bonitätsstatus eines kreditnehmenden Unternehmens bewertet wird, umso höhere Zinsen werden verlangt, ja, der Kredit kann am Ende auch verweigert werden.

Nachdem das Rating enormen Einfluss auf die Einschätzung von Unternehmen hat, stellt sich die Frage, wer dieses Geschäft eigentlich betreibt. Für die börsennotierten Unternehmen stehen – einem oligopolistischen Markt vergleichbar – vor allem wenige große Ratingagenturen zur Verfügung. Die wichtigsten Agenturen, die jeweils ihre spezifische Methode zur Ermittlung der Ratingsymbole einsetzen, sind: Moody’s Investor Service, Standard & Poor’s Corporation, A.M. Best sowie mit starker internationaler Ausrichtung die fusionierte Agentur Fitch IBCA.

Das Geschäft wird auf gewinnwirtschaftlicher Basis angeboten. Damit sind Konflikte programmiert. Hinzu kommt, dass die Ratingagenturen ihre Methoden und ihre Entscheidungen bei der Benotung nach den „Managementgesprächen“ nicht nachvollziehbar offen legen.

Wegen ihrer Macht und Intransparenz ist eine gesetzlich gesicherte Kontrolle der Kontrolleure auf gewinnwirtschaftlicher Basis dringend erforderlich. Fundamentaler Reformbedarf besteht bei der Zielsetzung und Methodik der Ratingagenturen. Die Feststellung des Bonitätsstatus gilt heute nur der Frage nach der „Fähigkeit zur Zinszahlung und Kapitalrückzahlung“. Damit reduziert sich die Bewertung auf die Interessen kurzfristig orientierter Anleger.

Mittelfristige Perspektiven der Wertschöpfung, die Motivation der Beschäftigten sowie die Erfüllung ökologischer Kriterien bleiben ebenso unberücksichtigt wie Anforderungen an die demokratische Unternehmensverfassung und -ethik. RUDOLF HICKEL

Das Lexikon erscheint immer montags in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat von Attac.