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Archiv-Artikel

Perspektiven einer Stadt

In der kasachischen Stadt Karanga leben Jugendliche unterschiedlichster Herkunft. In einem Fotoworkshop des Fotografen Eric Vazzoler porträtieren sie ihre Stadt, vor allem deren Menschen

Nicht alle Wege führen nach Karaganda in Kasachstan, irgendwo in der Mitte der Steppe. Die kasachische Stadt Karaganda liegt zwischen Baïkonur (Rakaten) und Semipalatinsk (Atomtests), was starke Auswirkungen auf die Umwelt hatt. Nur 150 Kilometer von Semipalatinsk entfernt explodierten von 1949 bis 1989 ca. 470 Atombomben. Die Folgen dieser Testexplosionen – verseuchte Gewässer und Krebserkrankungen – werden noch lange Zeit spürbar sein.

Der Fotograf Eric Vazzoler unterrichtete in Karaganda 15 kasachische Mädchen und Jungen im Ater von 14 bis 26 Jahren sechs Wochen lang in Fotografie. Hauptthema des Fotoworkshops: ihre Stadt, Karaganda. Herausgekommen sind Fotos, die weniger die Stadt als ihre Menschen porträtieren. Anders als das Kino und die Künsten, die von der Sowjetpropaganda gefördert wurden, wie Ballett und Zirkus, ist die Fotografie in Zentralasien keine lebendige Kunst.

Die unabhängige Republik Kasachstan ist riesig – doppelt so groß wie Deutschland, Frankreich und Spanien zusammengenommen. Kasachstan reicht vom Kaspischen Meer bis nach China, ein weithin menschenleeres Land. Große Gebiete sind Steppe oder Wüste, es gibt weitläufige Gebirge mit hohen kahlen Bergen (der Chan-Tengri ist 6.995 Meter hoch – fast zweieinhalbmal so hoch wie die Zugspitze).

Die seit 1995 unabhängige Republik Kasachstan ist ein multinationaler Staat. Menschen mit mehr als hundert Nationalitäten leben hier. Über die Hälfte der Bevölkerung sind Kasachen. Amtssprache ist Kasachisch, Russisch wird als Verkehrssprache benutzt. In Schulen, Berufsschulen, Fachhochschulen und Universitäten wird sowohl auf Kasachisch als auch auf Russisch unterrichtet. Die türkisch-muslimische Bevölkerung hat einen Anteil von ungefähr 60 Prozent.

EDITH KRESTA