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Archiv-Artikel

Pilotabschluss bleibt unbemerkt

Der amerikanische Kraftwerksbetreiber Intergen einigt sich mit RWE über die Einspeisung von Strom in die RWE-Netze

BONN taz ■ Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hat in den letzten Tagen schon einmal für ihre zukünftigen Kompetenzen trainiert. Der Chef der Behörde, Matthias Kurth, durfte am ersten Abschluss eines Vertrages zwischen einem Kraftwerksbetreiber und einem Stromnetzbetreiber über die Einspeisung von Strom teilnehmen. Der Vertrag regelt den Anschluss des geplanten Gas und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) im Chemiepark Knapsack bei Hürth in der Nähe von Köln an das RWE-Stromnetz.

„Das Besondere an diesem Fall ist“, sagt RegTP-Sprecher Rudolf Boll, „das Intergen der erste Kraftwerksbetreiber ist, der in Deutschland nicht über ein eigenes Stromnetz verfügt“. Der Vertragsabschluss, der zwischen der Firma Intergen und dem Netzbetreiber RWE erzielt wurde, ist der erste dieser Art in Deutschland. „Das hat es so bisher noch nicht gegeben“, freut sich Boll. Die Bonner RegTP soll nach Planungen des Bundes im nächsten Jahr auch den Strommarkt regulieren, wenn Deutschland die EU-Richtlinien zur Liberalisierung des Stromnetzes in Deutschland umsetzt.

Intergen stand mit seinem Projekt unter Zeitdruck, da das 800 Megawatt-Kraftwerk spätestens am 11. März 2007 ans Netz gehen muss, um vom fünfjährigen Steuervorteil für besonders effektive Gaskraftwerke profitieren zu können. Die Beteiligten sind mit dem erzielten Abschluss zufrieden. „Wir gehen davon aus, das unser Abschluss eine Richtschnur für weitere Verträge sein wird“, sagt Jörg Kerlen, Sprecher der RWE-Stromnetzsparte. RWE hatte seit 2001 mit Intergen verhandelt, dabei sei es vorwiegend um juristische Probleme gegangen, sagt Kerlen. „Als Netzbetreiber verhalten wir uns gegenüber Kraftwerksbetreibern vorurteilsfrei“, sagt der RWE-Mann. Die EU hat den Stromkonzernen Auflagen zur Entflechtung ihrer Konzerne gemacht, die RWE schon vorauseilend erfüllt hat. Somit konnte die Netztochter des Essener Energiekonzerns eigenständig verhandeln.

Der Energierechtler Peter Rosin von der Kanzlei Clifford Chance, der Intergen bei den Vertragsverhandlungen beriet, nennt den Vertragsabschluss „für die deutsche Energielandschaft sehr, sehr wichtig“. Dadurch, dass mit Intergen und RWE zwei verschiedene Welten aufeinander geprallt seien, „sind die Verhandlungen außerordentlich spannend gewesen“. So habe nicht nur über die Anschlusskosten verhandelt werden müssen, sondern auch über spezielle Fragen, „wie beispielsweise die im Kraftwerk erzeugte elektrische Energie für die Netzstabilität eingesetzt werden kann oder die Abstimmung im Falle von Wartungsarbeiten am Netz erfolgt“, erklärt Rosin. Insgesamt seien die Verhandlungen ein „positives Erlebnis“ gewesen, sagt Rosin.

Der Abschluss blieb von manchem Kraftwerksbetreiber unbemerkt. Martin Hector, Sprecher der Trianel-Gruppe, die in Hamm ein 400 Megawatt GuD-Kraftwerk bauen will und auch mit RWE verhandelt, sagt: „Sicherlich ist das ein interessantes Projekt, allerdings ist jeder Fall anders gelagert.“ ELMAR KOK