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Archiv-Artikel

Personal mit Vergangenheit

Die Freien Wähler rüsten fürs Superwahljahr: In Bremen fallen sie vor allem durch einen rechtslastigen Vorstand auf

Von FEZ

Der Landesverband Bremen der Freien Wähler mag einer der jüngsten und unbedeutendsten sein in jener parteiähnlichen Wählervereinigung, die sich zuletzt über große Erfolge bei der bayerischen Landtagswahl freuen konnte. Unbedeutend und erst kürzlich gegründet – und dennoch stellt der Bremer Landesverband die Freien Wähler (FW) auf eine erste Belastungsprobe. Dahinter steht die Frage, ob die Parteiführung den Laden im Griff hat, mit dem sie auch zur Europawahl antritt.

Das ARD-Magazin Report hatte sich jüngst mit dem Personal der Freien Wähler befasst und auch in Bremen nach dem Rechten – man könnte auch sagen: nach den Rechten gesehen. Dabei war es fündig geworden.

Das hiesige FW-Personal rekrutiert sich demnach aus den Überbleibseln rechtspopulistischer Parteien. Egon Haupt etwa, einer von zwei stellvertretenden Vorsitzenden der Freien Wähler in Bremen, war für die Rechtsaußen-Bewegung „Bremen muß leben“ aktiv, die zur Bürgerschaftswahl 2007 angetreten war. Zwar hatten deren Aktivisten vor lauter politischem Tatendrang im Wahlkampf in Bremerhaven Kaugummis vom Straßenpflaster geknibbelt, waren aber bedeutungslos geblieben.

Weitere Mitglieder des hiesigen FW-Landesvorstandes sind der Vorsitzende Friedhelm Altvater mitsamt seiner Lebensgefährtin Maria-Ilona Könnecke. Beide waren einst bei der Schill-Partei des Hamburger Rechtspopulisten Ronald Schill aktiv. In der Nach-Schill-Zeit fanden beide ihre politische Heimat in der rechtskonservativen Partei Pro-DM, die vor allem gegen den Euro agitierte. Altvater war Bremer Pro-DM-Vorsitzender und bezeichnete seinerzeit den öffentlichen Zuschuss für den Bau eines neuen jüdischen Friedhofes in Bremen als „Geldverschwendung“. Diese Art von „Sonderbehandlung der Jüdischen Gemeinde“ leiste „dem Unbehagen der Bürger Vorschub“.

Vom Bundesvorstand der Freien Wähler war gestern zu der Frage, wie er mit rechtslastigen Landesverbänden wie dem in Bremen umgehen wolle, nichts zu hören. Eine Interviewanfrage an den stellvertretenden FW-Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger, der zugleich FW-Landesvorsitzender in Bayern und Fraktionsvorsitzender im dortigen Landtag ist, blieb unbeantwortet. Sein Pressereferent Werner Brecht immerhin bekannte, dass Bremen von der bayerischen Basis der Freien Wähler einfach zu weit weg sei, als dass man sich um das dortige Personal kümmern könne: „Wir sind ja nicht vor Ort, da ist es schwierig, Stellungnahmen abzugeben. Wie kommen wir dahin, von Bayern aus Bremer Verhältnisse zu kommentieren?“

Ganz unbemerkt scheint die Herkunft des Bremer Trupps allerdings nicht geblieben zu sein: Die Kandidatur Könneckes zur Europawahl wurde klammheimlich zurückgezogen. FEZ