: Haus-Kredite wandern in die USA aus
Immobilienabteilung der Hypo-Vereinsbank verkauft tausende von deutschen Immobiliendarlehen an US-amerikanischen Fonds „Lone Star“. Häuslebauer sind nervös. Verbraucherschützer warnen vor „kurzfristigem Profit“
HAMBURG taz ■ „Servus“, sagt die bayerische Hypo Real Estate Bank zu tausenden ihrer Kunden. Zukünftig werden sie aus den USA bedient. Zu diesem Besitzerwechsel kommt es, weil die Tochtergesellschaft der Hypo-Vereinsbank in München Immobiliendarlehen im Wert von rund 3,6 Milliarden Euro an die US-amerikanische Investmentgesellschaft Lone Star verkauft. Verbraucherschützer warnen vor Risiken.
Das von der Hypo-Bank zusammengeschnürte Kreditpaket besteht vor allem aus vielen einzelnen Krediten für Gewerbebetriebe. Nach Angaben der Bank sind jedoch 44 Prozent wohnungswirtschaftliche Finanzierungen, darunter auch solche an private Häuslebauer. Fast alle der in die USA verkauften Kredite sind „Bad Loans“ voller Probleme, etwa weil der Kreditnehmer pleite ist oder eine Schrottimmobilie finanziert wurde. Mit dem Verkauf an Lone Star befreit sich die bayerische Großbank ihrerseits von 75 Prozent aller Schrottkredite. Der Preis ist nicht bekannt. Branchenkenner halten es für möglich, dass die Hypo-Bank auf mindestens die Hälfte der Kreditsumme plus alle Zinszahlungen verzichtet. Der Verlust ginge dann in die Milliarden.
Vor allem in Japan, Großbritannien und den USA ist der Handel mit flauen Darlehen seit den Neunzigerjahren groß in Mode. Auch hierzulande verscherbeln Banken und Versicherungen über Inkassobüros oder die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) milliardenschwere Altlasten. Beim verkaufenden Geldinstitut verschwinden die faulen Kredite aus der Bilanz, die Bilanzsumme verkleinert sich und die Eigenkapitalquote steigt. Getrieben wird der Ausverkauf auch von den verschärften Eigenkapitalanforderungen, die zukünftig die Richtlinie „Basel II“ an die Banken stellt.
Nicht bei jedem Kredithandel wechselt gleichzeitig der Vertrag den Eigentümer. Oft verkauft die Bank nur das gebündelte finanzielle Risiko aus vielen tausend Einzelverträgen auf dem kapitalkräftigen, internationalen Gebrauchtmarkt. Der US-Investor Lone Star wird jedoch mit dem 3,6-Milliarden-Deal auch alle Kreditpapiere übernehmen, und damit wandert gleichfalls die Grundschuld an Haus und Hof des Schuldners aus.
Darin kann die Hypo Real Estate kein Problem erkennen: „Für die Verbraucher und Darlehensnehmer bleibt auch nach dem Kreditverkauf an Lone Star unterm Strich alles beim Alten“, versichert ein Sprecher. „An den Rechten des Kunden ändert sich nichts, der rechtliche Rahmen bleibt der gleiche.“
Das sehen Verbraucherschützer ganz anders. Hinter jedem Kredit stehe die Freiheit zur Vollstreckung durch die Bank. Zwar sei dieser Bereich gesetzlich geregelt, aber „ein amerikanischer Investor wird seine Interessen in ganz anderem Maße wahrnehmen als eine deutsche Bank“, befürchtet Arno Gottschalk. Der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen sieht die Gefahr, dass Lone Star „maximalen, kurzfristigen Profit“ wolle und rigoros durchgreife. Den Hypo-Kunden empfiehlt der Verbraucherschützer, sich die für eine Weitergabe ihrer Daten notwendige Unterschrift teuer bezahlen zu lassen. HERMANNUS PFEIFFER