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Archiv-Artikel

Digitales TV-Glück

Ab 2004 werden Fernseher im Norden mit DVB-T zwangsbeglückt. Die Kosten für die „Set-Top-Box“: ab 100 Euro aufwärts

von KAI SCHÖNEBERG

Etwa jeder zehnte Fernsehgucker oder grob geschätzt eine Million Menschen in Norddeutschland sind im kommenden Jahr zu einer Neuanschaffung gezwungen: Wenn das digitale Fernsehen ab Mai hier und in Nordrhein-Westfalen in Betrieb geht, wird die Flimmerkiste allein mit Zimmer- oder Dachantenne nichts mehr empfangen können. Antennen-Besitzer benötigen dann eine „Set-Top-Box“ – einen Decoder. Kostenpunkt zurzeit: ab 100 Euro aufwärts.

Die Zukunft des Fernsehens heißt „Digital Video Broadcast - Terrestrial“ oder DVB-T und bietet auch Vorteile. Das wurden die Senderchefs von ARD über Radio Bremen bis RTL gestern in Hannover bei der Unterzeichung einer Vereinbarung zur Umstellung von Analog- auf Digital-TV nicht müde zu betonen. Das neue Fernsehen sei flimmerfrei und rausche nicht – bei jedem Wetter. Außerdem sei es damit bei entsprechenden Fernsehkisten, Notebooks oder Mini-computern möglich, auch Zusatzinfos zum Programm abzurufen – ein erster Schritt, das TV zum Computer zu wandeln.

Vom 24. Mai 2004 an soll in den norddeutschen „Startinseln“ Hannover/Braunschweig und Bremen/Unterweser der Empfang von vorerst 16 Programmen per Antenne möglich sein. Erst 2005 soll sich die Senderzahl auf 24 erhöhen. Vom 8. November 2004 an folgen dann Hamburg/Lübeck und Kiel. Gleichzeitig wird die analoge Antennenübertragung in diesen Regionen eingestellt. Derzeit können in Hannover sechs, in Bremen noch sieben Programme mit der Zimmerantenne empfangen werden.

Stattdessen können sich Ende kommenden Jahres theoretisch elf Millionen Einwohner in Norddeutschland mit digitalem Antennen-TV beglücken lassen. Faktisch werden es jedoch weniger sein, da in Deutschland 60 Prozent der Zuschauer ihr Programm über Kabel empfangen und 30 Prozent über Satellit. In Berlin und Brandenburg gibt es bereits seit August für Antennen-Gucker nur noch digitalen Empfang. „Natürlich meckerten viele über die Zwangsbeglückung“, sagt Gerhard Otte von der Bremer Landesmedienanstalt. Dennoch sei die Einführung von DVB-T dort ein „Erfolg“ gewesen. Das sehe man an der Zahl der verkauften Decoder: In der Hauptstadt-Region seien bislang 180.000 Set-Top-Boxen abgesetzt worden, eigentlich seien jedoch nur 150.000 Antennen-besitzer von der Umstellung betroffen gewesen.

Für viele Kabel-Empfänger rechnet sich nämlich der Umstieg auf DVB-T. Die monatliche Kabel-Gebühr liegt derzeit bei etwa 15 Euro. Im Vergleich dazu hat sich der Kauf einer Set-Top-Box bereits nach sieben Monaten amortisiert.