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Archiv-Artikel

Keine Spur kaufmännisch

Verzweifelt sucht der Bremer Senat für seine Immobilien in der Funkschneise (bisher KFZ-Zulassungsstelle) und am Wandrahm (früher Hochschule für Künste) Nutzer. Dafür werden Behörden verschoben

bremen taz ■ Offiziell will die Stadt Bremen ihre Immobilien wie ein normaler Kaufmann verwalten – doch damit tut sie sich weiter schwer.

In Hemelingen beispielsweise hat sie in der Funkschneise Räume gemietet. Dort ist unter anderem die KFZ-Zulassungsstelle untergebracht. Die Adresse ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen – schlecht für Dienststellen mit Publikumsverkehr. Wenn die Führerscheinstelle im Oktober und die KFZ-Zulassungsstelle im kommenden Frühjahr an die Stresemannstraße umziehen – dort sollen alle Abteilungen des Stadtamtes zusammengeführt werden – haben sie dort eine bessere Lage und günstigere Mieten als in der Funkschneise. Doch die hat die Stadt bis 2013 gemietet. Wen kann sie also dort unterbringen?

Der erste Verdächtige war das Statistische Landesamt (StaLa). „Geht nicht“, war sofort die Reaktion des StaLa-Leiters Jürgen Dinse. Die bisherige Lage an der Weide sei optimal, so Bremens oberster Statistiker. 15.000 Besucher hat das Haus, das zugleich Wahlamt ist. Gerade wurde es für 1,5 Millionen Euro modernisiert – die Ausgabe wäre umsonst gewesen. Auch wäre die Immobilie schwer verkäuflich. Gegenüber steht das Postamt 5 seit Jahren leer. Und überhaupt: Wenn Bremen der Sitz eines verschmolzenen Statistischen Amtes Niedersachsen-Bremen werden soll, dann würde ein Standort Funkschneise die erwarteten Mitarbeiter aus Hannover zwingen, mit dem PKW zu fahren. Besser wäre also Bahnhofsnähe.

Vor zwei Wochen hat der Senat beschlossen, dann müsse eben für das Gewerbeaufsichtsamt (bisher: Parkstraße) ein Umzug in die Funkschneise erwogen werden. Doch auch die Kollegen von der Gewerbeaufsicht wollen nicht nach Hemelingen. Ihr Joker: Die Gewerbeaufsicht arbeitet eng mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz zusammen. Beide sitzen in einem Haus. Wenn Umzug, dann für beide.

Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass der Senat am 15. Oktober, wenn das Thema wieder auf der Tagesordnung steht, keinen Umzugskandidaten gefunden hat und vorerst die Miete für eine leer stehende Funkschneise zahlen muss. Da kommt es vielleicht gerade recht, dass Bremerhaven fordert, irgend eine Landesbehörde müsse dorthin umziehen. Vielleicht soll diese Debatte auch die Statistiker weich kochen. Denn wem die Versetzung nach Bremerhaven droht, der lernt vielleicht die Funkschneise lieben.

Nur Kosten und keine Freude macht der Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), die die städtischen Gebäude verwaltet, auch die ehemalige Hochschule für Künste (HfK) am Wandrahm. Das Objekt ist schwer verkäuflich, der größere Teil ist denkmalgeschütztes, altes Gemäuer. Die Volkshochschule wollte dort ihr zentrales Veranstaltungszentrum einrichten – doch hat der Kultursenator vor einem Jahr versäumt, die erforderlichen Umbaukosten anzumelden. Das „Alte Gymnasium“, das direkt hinter dem Gebäudekomplex liegt, hätte dringend Bedarf an Räumen, die in der HfK vorhanden sind, aber alle 6.000 Quadratmeter braucht die Schule nicht. Jetzt hat der Bauausschuss im Ortsamt Mitte einen „Prüfauftrag“ dazu beschlossen. „Wenn diese Immobilie verkauft wird, dann haben wir keine Chance, für unsere Schule die notwendigen Erweiterungsflächen zu bekommen“, sagt Schulleiterin Christa Sanders-Terhorst.

Viel Geld würde das schwierige Objekt der GBI eh nicht bringen. Doch sagt GBI-Chef Oliver Bongartz: Mehr als einen Euro „wollen wir schon haben“. Die Ansiedlung der Vokshochschule am Wandrahm wäre optimal gewesen – mit gemeinsam benutzten Räumen durchs Gymnasium. Nun steht das HfK-Gebäude leer – während hinter den Kulissen nach einer staatlichen Einrichtung gesucht wird, die ganz unkaufmännisch dorthin zwangsverlegt würde. Klaus Wolschner