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Archiv-Artikel

Autobombe tötet Kinder in Bagdad

Drei zeitgleiche Autobomben in Bagdad, weitere Anschläge außerhalb der irakischen Hauptstadt. Gruppe nimmt zehn neue Geiseln. Frau des entführten Briten fleht Entführer an. Labour-Parteitag in Brighton lehnt vorzeitigen Truppenrückzug ab

BAGDAD afp/dpa ■ Drei fast zeitgleich detonierende Autobomben haben in Bagdad mehr als 40 Menschen in den Tod gerissen, unter ihnen 37 Kinder. Rund 200 Menschen wurden laut Gesundheitsminister Alaadin Sahab Adwan am Donnerstag verletzt, als die Bomben in der irakischen Hauptstadt explodierten.

Am verheerendsten war ein Anschlag während der Einweihungsfeier einer Wasserpumpstation im Wohngebiet El Amel, bei dem mindestens 32 Kinder starben. Die Explosionen ereigneten sich offenbar beim Vorbeifahren eines US-Konvois.

Nahezu parallel detonierte ein Sprengsatz etwa einen Kilometer entfernt an einer Straßensperre der Nationalgarde. Bei zwei weiteren Autobombenanschlägen westlich von Bagdad und in Tall Afar im Norden des Landes wurden insgesamt sieben Menschen getötet und 29 weitere verletzt.

Bei Bagdad wurden bei einem Raketenangriff ein Soldat der multinationalen Truppe getötet und sieben weitere verletzt. Zwei irakische Polizisten starben bei einem Angriff in Mossul.

Eine radikalislamische Gruppe brachte unterdessen nach eigenen Angaben zehn Menschen im Irak in ihre Gewalt, darunter zwei Indonesierinnen, zwei Libanesen und sechs Iraker. Auf einem vom qatarischen Fernsehsender al-Dschasira ausgestrahlten Video sind allerdings nur vier Männer zu sehen, die von ihrern Entführern mit Maschinengewehren bedroht werden. Eine Gruppe namens „Islamische Armee im Irak – Kommando der westlichen Region“ übernahm die Verantwortung, stellte aber zunächst keine Forderungen. Es handelt es sich vermutlich um eine Untergruppe der „Islamischen Armee im Irak“, die seit 20. August die beiden französischen Journalisten in ihrer Gewalt hat.

Für die ausländischen Geiseln ist zurzeit keine Besserung der Lage in Sicht. Zwar wurde ein von einer bislang unbekannten Gruppe verschleppter Libanese nach Angaben des Außenministeriums in Beirut freigelassen und ist wohlauf. Die Freilassung der beiden Franzosen Christian Chesnot und Georges Malbrunot verzögert sich aber nach Angaben von selbst ernannten Vermittlern wegen der instabilen Sicherheitslage in Falludscha, wo bei einem neuerlichen US-Luftangriff am Morgen mindestens drei Menschen getötet wurden. Zur Unterstützung der beiden im Irak verschleppten Franzosen sollten die Pariser in der Nacht von Samstag auf Sonntag weiße Kerzen in ihre Fenster stellen, sagte Vizebürgermeister Christophe Girard am Donnerstag.

Die thailändische Ehefrau des verschleppten Briten Kenneth Bigley hat die Entführer um Gnade gebeten. Auf einem am Mittwoch veröffentlichten Video flehte die Geisel den britischen Premierminister Tony Blair an, die Forderung der Entführer nach Freilassung aller weiblichen irakischen Gefangenen zu erfüllen.

Der britische Außenminister Jack Straw schloss Verhandlungen mit den Entführern Bigleys erneut kategorisch aus. Sollten die Kidnapper jedoch Kontakt aufnehmen, „würden wir uns sicher anhören, was sie zu sagen haben“, sagte Straw dem Fernsehsender GMTV.

Der Labour-Parteitag in Brighton hat am Donnerstag einen Antrag auf ein „frühes Datum“ für einen Rückzug der britischen Truppen aus dem Irak abgelehnt, allerdings war zuvor die Irakpolitik der Labour-Regierung scharf kritisiert worden.