Rückkehr der Eule

Ullstein eröffnete neues Domizil am Oranienburger Tor. Der Verlag wurde vor 101 Jahren in der Stadt gegründet

Nein, nicht in zwei bekannte bauliche Namensträger zieht der Ullstein-Verlag in Berlin. Nicht in das backsteinrote Ullstein-Haus in Tempelhof – 1927 das Repräsentationsgebäude des größten deutschen Zeitschriftenverlages. Und nicht in das Springer-Hochhaus an der Kochstraße, zu dem Ullstein von 1960 bis 2003 gehörte. Die neue Adresse des von München nach Berlin zurückgekehrten Ullstein-Buchverlages ist dennoch nicht weniger edel. Am Freitag bezog der Konzern, der heute zur schwedischen Bonnier-Gruppe zählt, sein Verlagshaus im neobarocken einstigen Friedrich-Gymnasium an der Friedrichstraße nahe dem Oranienburger Tor. Damit sich die 80 Mitarbeiter auch gewichtig fühlen, wurde das Gebäude nach den Plänen des englischen Stararchitekten David Chipperfield umgebaut.

Der neue Berliner Ullstein-Sitz bedeutet für das Unternehmen die „große Rückkehr“ an den Standort, an dem der Verlag vor 101 Jahren seinen Anfang nahm. Der Ullstein-Buchverlag war 1903 unter dem Dach des von Leopold Ullstein und seinen fünf Söhnen geleiteten Berliner Zeitungs- und Zeitschriftenunternehmens gegründet worden. Ins Bewusstsein stieg das Markenzeichen, die kleine Eule, ab 1919 auf, als zu den Zeitschriften und Modebüchern Ullstein seine Taschenbücher und die Propyläen-Edition mit anspruchsvollen Autoren herausgab.

Den erfolgreichen Verlag, in dem auch Brecht oder Zuckmeyer veröffentlichten, ruinierten ab 1933 die Nazis. Die jüdischen Mitarbeiter verließen das Haus , die Ullsteins selbst gingen 1936 ins Ausland. 1952 nahm Ullstein die Verlagstätigkeit wieder auf, der Verlagssitz indessen wurde in Darmstadt angesiedelt.

„Ullstein gehört zu Berlin und hat Berlin geprägt“, sagte am Freitag Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). Mit der Rückkehr werde diese Traditionslinie wieder aufgenommen. ROLA