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Archiv-Artikel

Gedenken an NS-Opfer

Ein „Stolperstein“ in Nippes erinnert erstmals an die Deportation einer Zeugin Jehovas im Dritten Reich

Von PAB

KÖLN taz ■ Über 4.000 seiner „Stolpersteine“ zur Erinnerung an vom Nationalsozialismus Verfolgte hat der Kölner Künstler Gunter Demnig bereits europaweit verlegt. Gestern kam in Köln-Nippes ein besonderer hinzu: „Elly Fey, geb. 9.10.1899, Zeugin Jehovas, KZ Ravensbrück“ steht darauf. Es ist der erste „Stolperstein“ für eine Angehörige der Zeugen Jehovas. Die Verfolgungsgeschichte dieser Glaubensgemeinschaft sei nur wenig bekannt, so Demnig. „Viele wissen gar nicht, dass die Zeugen Jehovas durch eine einfache Unterschrift dem Holocaust hätten entfliehen können, es aber aus Überzeugung nicht taten.“

Wegen ihres Glaubens, zu dem unter anderem die Ablehnung jeglichen Kriegsdienstes gehört, wurden die damals rund 25.000 in Deutschland lebenden „Bibelforscher“ rigoros von den Nationalsozialisten verfolgt. 6.000 Mitglieder der christlich-fundamentalistischen Gruppe wurden inhaftiert, 2.000 starben, 250 von ihnen durch Hinrichtung. Von den rund 2.000 Verfahren des Sondergerichts Köln richteten sich 264 gegen Zeugen Jehovas aus dem Großraum Köln und anderen Orten Deutschlands – eines davon gegen Elly Fey. Die Kölner Arbeiterin wurde im September 1937 festgenommen. Zwei Jahre verbrachte sie im Gefängnis Klingelpütz, 1939 kam sie ins Konzentrationslager Ravensbrück. Doch sie hatte Glück: sie überlebte. Nach ihrer Befreiung im April 1945 kehrte Elly Fey zurück in die Domstadt und lebte hier bis zu ihrem Tod 1979. Vor dem Haus in der Wilhelmstraße 85, wo sie bis zu ihrer Verhaftung durch die Gestapo gewohnt hatte, erinnert jetzt ein „Stolperstein“ an sie. PAB