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Archiv-Artikel

Die Service-Diebe

Auto-Diagnosegeräte werden massenhaft geklaut, weil Diebe ohne sie keinen Luxuswagen mehr in Gang kriegen

AUGSBURG taz ■ Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Augsburger Staatsanwaltschaft haben eine gut organisierte Diebesbande auffliegen lassen. Auf über 3 Millionen Euro beläuft sich der Schaden der Diebstähle von Autodiagnose-Geräten alleine in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, wo bereits 289 dieser Geräte geklaut wurden, bundesweit sind es dreimal so viele. Und die Diebe sind europaweit aktiv.

Das Muster der Einbrüche ist immer dasselbe: Ein Auto fährt abends nach Feierabend vor. Der Fahrer bleibt sitzen, zwei Beifahrer knacken in wenigen Minuten die Werkstatttür. Keine fünf Minuten später sitzen die Einbrecher mit dem teuren Diagnosegerät wieder im Wagen. Immer ist das gleiche technische Gerät im Visier: ein Diagnoseapparat zur Wartung von Autos.

Doch auch die Polizei hat ein Faible für Computertechnik: Sie brachte gegen die Diebe erstmals ihre Software „Easy II“ zum Einsatz. Sie habe geholfen, die Strukturen transparent zu machen, heißt es bei der Münchener Kripo. Damit konnten die Fahnder von LKA und Staatsanwaltschaft permanent ihre Ermittlungen online abgleichen und Verdächtige rasch zur Fahndung ausschreiben.

Dies war sehr nützlich, da die ermittelten 40 Verdächtigen in Polen wohnen – und nach Darstellung der Polizei in Dreierteams nach Deutschland zum Bruch einreisten. Der entscheidende Schlag der Soko „Kfz-Diagnose“ gelang im Mai bei einer Übergabe gestohlener Geräte.

Inzwischen sind 19 Verdächtige festgenommen, 12 davon zu ein bis drei Jahren Haft verurteilt worden. Zwei weitere Tatverdächtige befinden sich noch in U-Haft.

Benötigt werden die Werkstattgeräte für die Wartung gestohlener Autos, die vorwiegend nach Osteuropa verkauft würden. Die Luxuslimousinen sind dank der vielen Elektronik kaum noch ohne solche Wartungscomputer in Gang zu halten.

Mehrere Werkstätten, wie zum Beispiel die Mercedes-Niederlassung in Memmingen, wurden schon wiederholt heimgesucht. Inzwischen werden die Diagnosegeräte allabendlich in Spezialschränken weggesperrt.

KLAUS WITTMANN