: Junge, brave Lehrer gesucht
Der Verband Bildung und Erziehung will gute Lehrer, mag aber alte Pfade der Rekrutierung nicht verlassen
BERLIN taz ■ Plakate, Aufkleber und Postkarten. Auf die war der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am gestrigen Weltlehrertag besonders stolz. Die Materialien waren nämlich nicht nur in einem hübschen Weinrot gehalten, sondern es stand auch noch ein wichtiger Wahlspruch darauf, den der Verband in die Öffentlichkeit tragen will: „Qualifizierte Lehrkräfte für den Beruf gewinnen und im Beruf halten“. Schließlich werden nach Schätzungen der Kultusministerkonferenz bis 2015 rund 74.000 Lehrer in deutschen Schulen fehlen und auch ein Fazit aus der OECD-Studie lautet: Junge und vor allem mehr praxisorientierte Lehrer braucht das Land.
Doch bei der Frage, wie das genau funktionieren soll, verliert sich der VBE genauso wie die angehenden Junglehrer in der Theorie. So will Ludwig Eckinger, Vorsitzender des VBE, möglichst vielen AbiturientInnen den Beruf schmackhaft machen, um die Lücke zwischen Absolventen und Lehrerbedarf zu schließen, fordert aber gleichzeitig umfassende Eignungstests für die Lehramtsstudenten, um möglichst nur den Besten den Studieneinstieg zu ermöglichen. Und denen müsse klar sein, dass Lehrersein mehr ist als nur ein Job. „Unser Beruf ist eine Berufung, eine Profession mit hohem Anspruch und großer Wertigkeit für die Gesellschaft“, heißt es von Seiten der Arbeitsgemeinschaft Deutscher JunglehrerInnen im VBE. Für Quereinsteiger, die nur gar mit einem Fachhochschulabschluss im Gepäck den Lehrermangel schmälern wollten, sei da kein Platz. Man wolle zwar frischen Wind in der Lehrerzunft, aber „Seiteneinsteiger tragen nur zur Entprofessionalisierung bei“, so Eckinger. Der Ort der Lehrerbildung müsse die Universität bleiben. Auch „Billiglehrer“, die nur einen Bachelor-Abschluss haben, seien „keine Antwort“.
Was aber eine konkrete Antwort auf den Lehrermangel wäre, darüber schweigt sich der VBE aus und fordert stattdessen ein „durchdachtes und langfristiges Personalentwicklungskonzept“ von den Bundesländern. Ironischer Tipp aus der September-Ausgabe der verbandseigenen Zeitung Forum e: Regelmäßiger Alkoholgenuss soll laut einer Studie des Londoner University College die Denkfähigkeit verbessern. FRIEDERIKE KRIEGER