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Archiv-Artikel

Hass, Wahn, Suff … Mord

Landgericht Neuruppin verhängt langjährige Haftstrafen für Mord an 16-jährigen Schüler. Jugendliche Täter stammen aus der rechtsextremen Szene. Opfer als Jude gedemütigt

NEURUPPIN afp ■ Wegen des brutalen Mordes an dem 16-jährigen Schüler Marinus S. im brandenburgischen Potzlow hat das Landgericht Neuruppin am Freitag gegen drei junge Männer aus der rechtsextremen Szene langjährige Haftstrafen verhängt. Der 18-jährige Hauptangeklagte Marcel S. erhielt wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung eine Jugendstrafe von achteinhalb Jahren. Sein mehrfach vorbestrafter 24-jähriger Bruder Marco muss wegen versuchten Mordes für 15 Jahre ins Gefängnis. Der 18-jährige Mittäter Sebastian F. wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Die drei geständigen Täter hatten ihr Opfer im Juli 2002 nach starkem Alkoholkosum in einen ehemaligen Schweinestall gelockt. Den Skinheads galt der 16-Jährige als links orientiert, weil er sich die Haare blond färbte und eine in der HipHop-Szene verbreitete weite Hose trug. In dem Stall verhöhnten und misshandelten sie ihr Opfer. Der Schüler sollte das falsche Bekenntnis ablegen, ein Jude zu sein. Als er schließlich gezwungen wurde, in die Kante eines Schweinetrogs zu beißen, sprang der Hauptangeklagte Marcel S. ihm mit Springerstiefeln ins Genick. Zudem wurden zwei Steine auf den Kopf des Jungen geworfen. Die Täter sollen sich dies in einem US-Film abgeschaut haben, in dem ein Schwarzer auf diese Weise von einem Neonazi getötet wird. Die Leiche des Schülers warfen die jungen Männer in eine Jauchegrube, wo sie nach vier Monaten von Kindern entdeckt wurde. Richterin Ria Becher sprach in der Urteilsbegründung von einem besonders brutalen Mord. Die rechtsextreme Einstellung der Jugendlichen sei ein Tatmotiv gewesen. Die Urteile blieben unter den Strafanträgen des Staatsanwalts, der gegen die Brüder Höchststrafen von 10 Jahren Jugendhaft bzw. lebenslänglich beantragt hatte.

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