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Archiv-Artikel

Schenckt mir Caffe ein!

Kleine Pause zwischendurch: Auf dem Campus der Universität laden Mensen und selbstverwaltete Studierenden-Cafés zum gemütlichen Klönschnack mit Milchkaffee, Latte Macchiato, Cappuccino oder Espresso

Von Jennifer Neufend

„Caffe, Caffe, muss ich haben, Und wenn iemand mich will laben, Ach, so schenckt mir Caffe ein!“

Andere Zeiten, gleiches Bedürfnis. Schließlich schlürften schon die Zeitgenossen eines Johann Sebastian Bach, der vor 270 Jahren in seiner Kaffee-Kantate das Heißgetränk so energisch einforderte, den „Türken-Trank“ in der geselligen Atmosphäre eines Kaffee-Hauses. Und nicht nur als schlichtes schwarzes Gebräu, sondern verfeinert mit Nelken oder Kardamom und natürlich mit Zucker und Sahne.

Heute heißt das Latte Macchiato, Cappuccino, Kapuziner, Schümli oder Espresso, wird manchmal kalt und einfachen Gemütern sogar weiterhin schwarz oder als Milchkaffee serviert. Rund um den Campus laden zahlreiche Lokalitäten ein, sich mit dem notwendigen Koffein zu versorgen, und auch an „Coffee to go“-Tränken herrscht kein Mangel. An letzteren allerdings haftet Hektik, zumal die Pappbecher in Präsenzbibliotheken verpönt sind. Sollte sich nicht jeder 15 Minuten Kaffeepause gönnen, in der er gemütlich sitzend mit Kommilitonen plaudert?

Die Zigarette zum Kaffee ist nicht erlaubt

Erste Anlaufstelle für den Klönschnack mit Kaffee auf dem Campus sind die Mensen und Cafeterien des Studentenwerks. Fair gehandelte Spezialitäten vom Becher Kaffee über den Milchkaffee bis zum Cappuccino (alles zwischen 45 Cent und einem Euro) werden dort gebrüht. Den zum Mitnehmen gibt es hier auch, allerdings ist er dann 10 Cent teurer als in der Tasse. Die beliebte Kombination von Zigarette und Kaffee ist nicht erlaubt; gequalmt werden darf nur vor der Tür. Dafür stehen vor dem Eingang zur Cafeteria im WiWi-Gebäude Stühle und Tische bereit, die dem quarzenden Kaffeetrinker ein angenehmes Asyl bieten. Im Foyer des Phil-Turms darf an Stehtischen geraucht werden.

Eine kleine Oase ist das Café in der Universitäts- und Staatsbibliothek Carl von Ossietzky. Das blau gehaltene Mobiliar lädt zum ausgiebigen Verweilen, müßig schweift der Blick über die durchs Foyer hetzenden Kommilitonen: Die anderen arbeiten lassen und selbst am Milchkaffee (1,30 Euro) nippen oder geruhsam den Schaum vom Cappuccino (1,30 Euro) löffeln, so lässt es sich pausieren. Doch auch hier gilt: Rauchen bitte vor der Tür!

Oder über den Campus weiter zum Allende-Platz schlendern. Die bis zum Boden reichenden Fenster der „Pony Bar“ bieten einen weiten Blick auf den Platz, braune, beige und grüne Cocktailsessel und der lindgrüne Wandanstrich sorgen für angenehmes Flair. Dazu einen Café Crema (1,20 Euro) oder den beliebten Latte Macchiato (1,80 Euro) schlürfen, Lou Reeds Stimme aus den Lautsprechern – so könnte man ewig sitzen. Nebenan, im 2. Stock des Pferdestalls, schenken die Soziologen in der „Tee-Stube“ auch Kaffee aus. Da hier der Muntermacher selbst organisiert und zum Selbstkostenpreis unter die Leute gebracht wird, ist er besonders billig.

Becher Kaffee zum Selbstkostenpreis

Auch wer sich von Seminar oder Vorlesung im Phil-Turm nicht weit entfernen möchte, um der Physis belebendes Koffein zuzuführen, muss nicht darben. In fast jedem Stockwerk des Phil-Turms gibt es ein selbstverwaltetes Studierenden-Café, in dem Kaffee zum Selbstkostenpreis angeboten wird. Gleich im ersten Stock im Raum 110 liegt das Café der Anglisten, im 3. Stock (Raum 372) betreiben die Germanisten ihr „Café Creisch“. Die Historiker verkaufen in der „Schweinebucht“ im neunten Stock (Raum 973) das klassische Heißgetränk, ein Stockwerk höher haben die Philosophen im Raum 1005 ein Café eingerichtet. Und im 4. Stock des WiWi-Bunkers bewirten die Psychologen in ihrer „Lounge 16“ natürlich auch Wirtschaftswissenschaftler.

So jubelt Bach: „Ey! wie schmeckt der Caffe süsse, lieblicher als tausend Küsse, milder als Muscaten-Wein.“