Trara um Mediencampus

Nach dem Wechsel des Filmstudiengangs von Hark Bohm an die Media School nimmt der Campus in Eilbek Farbe und Form an. Nur nicht die richtige, warnen Kritiker. Zukunft der Journalistenausbildung weiter offen

von Kaija Kutter

Der Boden der ehemaligen Frauenklinik Finkenau ist mit dunkelrotem Linoleum belegt. „Das ist die Farbe unseres Logos und zufällig auch die Farbe, die Erbauer Fritz Schumacher einst für dieses wunderbare Gebäude gedacht hatte“, schwärmt Jan Henne de Dijn, Geschäftsführer der „Hamburg Media School“ (HMS). Mit der HMS ist er der erste auf dem neuen „Kunst und Mediencampus“ in Eilbek und führt deshalb Journalisten durch den Komplex, den Wissenschaftssenator Jörg Dräger für 8,5 Millionen Euro vom Landesbetrieb Krankenhäuser erwarb.

Henne de Dijn und Dräger hatten gerade erst im Beisein von Filmemacher Hark Bohm ihre „Freude“ darüber ausgedrückt, dass mit dessen Filmstudium jetzt mehr Leben auf den Campus komme. Den Professor hatte eine bessere Absicherung seiner Mitarbeiter zum Wechsel von der Uni an die HMS bewogen. Henne de Dijn, so lobt er, habe mit dem HMS-Aufbau „einen dollen Job“ gemacht. Es gibt gestrichene Wände, Schneideplätze und in einem Nebenhaus den mit bester Technik ausgestatteten „Tide“-Kanal für studentische Übungen.

Doch noch ist das Verhältnis von leeren Räumen und Menschen unausgewogen. Ganze 14 Leute lernen an der HMS Medienmanagement und zahlen dafür per anno 12.500 Euro. Ab Oktober kommen noch 20 dazu, zusammen mit Hark Bohms Filmschülern im Parterre sind es dann knapp 70 im Erd- und Obergeschoss des Nordflügels.

Völlig leer ist die dritte Etage. Die Verlage, die die HMS mit Geld unterstützen, sehen dort eine Journalistenschmiede. Die Henri-Nannen-Schule will zwar nicht einziehen, aber kooperieren. Und auch die Uni, Teilhaberin zu 12,5 Prozent, würde dort nur einen „eher praktisch ausgerichteten“ Masterstudiengang Journalismus mit Lehre unterstützen, erklärt Präsident Jürgen Lüthje, und ihren eigenen „eher wissenschaftlich ausgerichteten“ Studiengang behalten. Noch offen ist, ob die HMS-Journalistenausbildung gebührenpflichtig wird. Bohms Filmstudiengang kostet erstmal nichts.

Im Vorderhaus soll bald Starregisseur Wim Wenders mit seinem eigenen Filmstudiengang einziehen. Der Südflügel ist der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) vorbehalten. Dräger nannte hierfür die HAW-Medientechnik. Die Option, dass auch der Fachbereich Gestaltung ganz dort einziehe „sehe ich nicht“, sagte er. Für deren Lehre wären „die Gebäude an der Armgartstraße und die neue Wartenau am besten geeignet“.

Diese Ansage missfällt Gestaltungs-Dekan Klaus Waschk. Er fürchtet, dass die staatlich finanzierten Studiengänge zugunsten der privaten schrumpfen müssen. „Wir platzen mit 1.400 Studenten aus allen Nähten und da wird um 14 Studenten so ein Trara gemacht.“ Für Waschk habe sich die HMS ohnehin auf dem Gelände „viel zu breit gemacht“. Er bangt nun, dass die HAW am Ende im Bereich „Mediendesign und Illustration“ Studiengänge aufgeben muss, weil Platz fehlt. Denn das Wartenau-Haus sollte nach Behördenplanung eigentlich verkauft werden.

Selbst wenn Dräger, wie nun angedeutet, den Gestaltern die Wartenau lässt, wäre Waschk weiter überzeugt, dass „die Falschen“ zur Finkenau ziehen: „Es fehlt die ästhetische Bildung und das gestalterische Element.“