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Archiv-Artikel

Ungemein sorglos

Für Eintracht Braunschweig ist der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz in der dritten Liga geschrumpft

Es ist eine trügerische Ruhe, die Eintracht Braunschweig dieser Tage umgibt. Nach einem furchtbar unansehnlichen 0 : 1 (0 : 0) gegen Dynamo Dresden wirkten Trainer und Spieler ungemein sorglos. Die Tatsache, dass der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz in der dritten Fußball-Bundesliga soeben auf bedrohliche fünf Punkte zusammengeschrumpft war, schienen sie offensichtlich zu verdrängen.

„Sorgen, dass wir unten reinrutschen könnten, mache ich mir absolut nicht“, sagte Braunschweigs Mirko Boland. Er sagte es so, als wäre er überzeugt davon, oder aber, als sei er so naiv, sich mit der Frage nach dem Klassenerhalt tatsächlich noch nicht zu beschäftigen.

Letzteres ist sehr gefährlich, zumal auch Torsten Lieberknecht, Eintrachts Übungsleiter, wenig tat, um seine Spieler psychologisch für den Abstiegskampf zu sensibilisieren. „Den einzigen Vorwurf, den ich der Mannschaft machen kann, ist der, dass sie aus den vielen Möglichkeiten keine Tore gemacht hat“, sagte er. Dass die Gastgeber gegen die unauffälligen bis unsichtbaren Dresdner eine strukturierte und überlegte Spielkultur vermissen ließen und die Möglichkeiten meist Zufall waren, sagte er nicht. Die Gäste trafen dann durch einen von Halil Savran verwandelten Strafstoß (60.) und zogen nach Punkten mit Braunschweig gleich.

„Ich bin mir sicher, dass sich beide Mannschaften im nächsten Jahr wiedersehen“, erklärte Lieberknecht dann noch. In welcher Liga oder in welcher Beziehung das sein soll, ließen Trainer und Spieler an diesem nasskalten Samstag offen. Denn den Beweis, dass sie sich auf und neben dem Platz ernsthaft und nachhaltig mit dem Erhalt des fußballerischen Standorts auseinandersetzen, blieben sie schuldig.

Braunschweig droht davon bald böse überrascht zu werden – und das nicht nur auf dem Platz. Denn zum Abstiegskampf gehört auch, sich bewusst zu sein, dass es einzig und allein darum geht. Diese Erkenntnis fehlt. Noch. Nach dem naiven Auftreten gegen Dresden dürften die nächsten Wochen also eines sicher nicht werden: sorglos ruhig. CHRISTOPH ZIMMER