Flaschenverbot auf dem Kiez : Am Ziel vorbei geschossen
128 Körperverletzungen verzeichnete die Polizei voriges Jahr auf dem Kiez, bei denen Glasflaschen eine Rolle spielten. Das ist sicherlich nicht schön. Aber nicht die Glasflaschen sind die Verursacher der Verletzungen, sondern ihre aggressiven Besitzer, die sie als Tatwaffen missbrauchen.
KOMMENTAR VON KAI VON APPEN
Daher ist ein Verbot von Flaschen Quatsch, das zudem die Freiheitsrechte einschränkt – sich am Wochenende auf dem Kiez unbeschwert und frei amüsieren zu können.
Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Repression nicht das geeignete Mittel zur Gewaltbekämpfung ist. Trotz Videoüberwachung und Waffenverbot ist es weiterhin auf dem Kiez zu Messerattacken gekommen. Und nun verzeichnet die Polizei einen Trend, den sie vor zwei Jahren noch nicht einmal registriert hat, dass nämlich die Glasflasche als Tatwaffe bei Körperverletzungen signifikant eine Rolle spielt. Warum? Und was kommt danach? Ein Verbot aus Gläsern zu Trinken, wenn nun das Glas als Waffe eingesetzt wird?
Gewalt lässt sich ohne Ursachenforschung nicht wirksam und nachhaltig bekämpfen. Doch diese ist mal wieder ausgeblieben. Stattdessen werden populistisch repressive Maßnahmen beschlossen, die rechtlich äußerst fragwürdig sind – und in einer freizügigen Gesellschaft nichts zu suchen haben.