Castor: Fahrplan eingetroffen

Atomkraftgegner erwarten den radioaktiven Transport ab dem 8. November und kündigen Proteste an. Der Superintendent kauft derweil Leuchtwesten, damit seine Seelsorger diesmal erkannt werden

von Kai Schöneberg

Der achte Castor-Transport nach Gorleben naht – und die Anti-Atombewegung „X-tausendmalquer“ hat gestern den mit Informationen aus „gut unterrichteten Kreisen“ gespickten Fahrplan der zwölf Atommüllbehälter ins Zwischenlager bekannt gegeben. Laut „X-tausendmalquer“ soll der Zug in diesem Jahr am Samstag, dem 6. November in Valognes unweit der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague starten. An der französisch-deutschen Grenze nahe dem pfälzischen Wörth wird der Transport am Sonntag um 14.32 Uhr erwartet.

Die Ankunft im Wendland sei „derzeit schwer prognostizierbar, da wie in den vergangenen Jahren auch diesmal wieder mit zahlreichen Blockadeaktionen auf der Strecke durch die Bundesrepublik zu rechnen sei“, heißt es in einem Schreiben der Atomkraftgegner. Frühestmögliche Ankunft in Lüneburg sei bei störungsfreiem Betrieb etwa um drei Uhr am Montagmorgen. Werde der Zug „in bisher üblichem Maße“ aufgehalten, wäre er erst morgens um etwa neun Uhr in Lüneburg. Ob der Straßentransport über die letzten 18 Kilometer bis zum oberirdischen Zwischenlager noch am gleichen Tag oder erst Dienstag stattfinden könne, sei derzeit nicht absehbar.

„Wir meinen, die Öffentlichkeit entlang der Strecke hat ein Anrecht darauf zu erfahren, wann dieser gefährliche Transport durch die Ballungsräume der Republik rollt“, sagte Initiativensprecher Rasmus Grobe. Die Anti-Atom-Gruppen bereiten derweil vielfältige Protestaktionen vor. „Die Mobilisierung ist gerade angelaufen“, betonte Grobe. Die Auftaktdemonstration in Dannenberg ist für den 6. November geplant. Am so genannten „Tag X“, wenn der Transport in der oberirdischen Zwischenlagerhalle in Gorleben eintreffen soll, werde es eine gewaltfreie Sitzblockade auf der Straßenstrecke geben.

Das niedersächsische Innenministerium wollte die Termine „weder bestätigen noch dementieren“. Nach Angaben von Einsatzleiter Friedrich Niehörster sollen aber in diesem Jahr weniger Polizisten und Bundesgrenzschützer eingesetzt werden als 2003, als etwa 12.500 Uniformierte den Transport begleiteten. Die Polizei erwartet zwar, dass die Proteste in etwa genauso stark ausfallen wie 2003, als sich allein an der Auftakt-Demonstration 6.000 Menschen beteiligten. Allerdings geht sie aufgrund „einer verbesserten Organisation“ davon aus, mit weniger Beamten auskommen zu können.

Auch die Kirche bereitet sich derweil auf die zwölf Castoren vor: Nachdem 2003 ein Pastor von einem Polizisten mit einem Faustschlag bearbeitet worden war, hat Dannenbergs Superintendent Peter Kritzokat in diesem Jahr 30 Leuchtwesten mit der Aufschrift „Seelsorger“ angeschafft. Kritzokat: „Die sind für die Erkennbarkeit und den Selbstschutz der Leute gedacht.“

In Gorleben lagern derzeit 44 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll. Dabei handelt es sich um Reste aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennstäbe aus bundesdeutschen AKWs, die Deutschland zurücknehmen muss. Der so genannte Atomkonsens zwischen Bundesregierung und Energiewirtschaft sieht noch etwa zehn Jahre lang Rücktransporte aus La Hague sowie demnächst auch aus der britischen Anlage in Sellafield nach Gorleben vor. Die Atommüll-Konvois wurden in der Vergangenheit regelmäßig von Atomkraftgegnern blockiert, vor allem auf dem letzten Streckenabschnitt im Wendland waren sie mehrfach stundenlang aufgehalten worden.