: Neue Gen-Studie – alte Zweifel
Der gentechnisch veränderte Mais MON810 in Kuhfutter hinterlässt keine Spuren in der Milch, haben Forscher herausgefunden. Das sagt nichts über die Folgen für die Umwelt, kritisieren Gentech-Gegner
Monsanto hat der Bundesregierung einen Bericht über seinen Genmais MON810 vorgelegt. Agrarministerin Aigner hatte angekündigt, auf seiner Grundlage über ein Anbauverbot zu entscheiden. Konzernsprecher Andreas Thierfelder sagte aber am Dienstag der taz: „Unter Einhaltung der vereinbarten Monitoring-Auflagen haben wir keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt festgestellt.“ Umweltschützer kritisieren, dass Monsanto den Bericht selbst verfassen durfte. „Er wird nichts enthalten, womit Aigner ein Anbauverbot begründen könnte“, sagte Stephanie Töwe von Greenpeace. Die Maisaussaat beginnt demnächst. JMA
VON JOST MAURIN
Die Studie der Technischen Universität München zum Genmais MON810 ist kein Freibrief für die Agro-Gentechnik. So bewerten Umweltschützer Forschungsergebnisse, wonach mit dem Mais gefütterte Kühe ganz normale Milch geben. „Andere Milch hatten wir nie erwartet“, sagt der Chef des Bio-Dachverbandes BÖLW, Felix Prinz zu Löwenstein. „Der Hauptkritikpunkt an dem gentechnisch veränderten Mais bezieht sich auf die Umweltwirkung.“ Die hätten die Wissenschaftler nicht analysiert.
MON810 ist die einzige in der Europäischen Union zugelassene Genpflanze. Sie produziert ein Protein, das die Raupe des Maiszünslers tötet. Mit MON810, so verspricht US-Hersteller Monsanto, könnten Bauern künstliche Gifte gegen den Schädling einsparen. Gegner befürchten aber, dass das Protein auch anderen Lebewesen schadet. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) überlegt im Moment deshalb, ob sie MON810 verbietet (siehe Kasten). In der Debatte darüber nutzen Gentech-Befürworter in der CDU und FDP nun auch die Münchner Studie.
Für das Experiment ließ Molekularbiologe Heinrich Meyer 18 Milchkühe rund zwei Jahre mit großen Mengen MON810 füttern. Parallel bekamen weitere 18 Kühe genauso viel konventionelles Maisfutter. Weder im Blut der Versuchstiere noch in ihrer Milch ließen sich Reste des fremden Erbguts finden, wie Meyer berichtet. „Auch Milchleistung, Kondition und Gewicht waren bei allen 36 Tieren vergleichbar.“ Das Fazit der Forscher: Die Genmais-Milch ist keine Gefahr für die Gesundheit.
Andere Studien zeigten aber, dass von Parasiten befallene Bienen empfindlich auf den Monsanto-Mais reagierten, sagt Gentechnik-Experte Alexander Hissting von Greenpeace. Deshalb müsse untersucht werden, wie er auf schwächere Lebewesen wirke. Die bayerischen Wissenschaftler hätten aber kranke Kühe aus dem Versuch genommen. „Das ist ein Manko.“
Auch töte das Gift des Maises nicht nur den Maiszünsler, sondern auch andere Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge, so Heike Moldenhauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Zudem ist für Umweltschützer trotz des Fütterungsversuchs unklar, wie Spinnen, Fadenwürmer und andere ökologisch wichtige Bodenorganismen mit MON810 klarkommen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich das Gift des Maises lange im Boden hält.
An der Münchner Studie bemängelt Expertin Moldenhauer, dass die Wissenschaftler nicht die Kälber der Versuchskühe untersucht hätten. Dabei bekamen Mäuse laut der BUND-Aktivistin in einem Fütterungsversuch mit dem Monsanto-Mais weniger Nachkommen als bei normaler Ernährung.
„Die Studie beantwortet auch nicht, was der Verzehr von MON810 mit Menschen macht“, ergänzt Moldenhauer. Die Wissenschaftler stellen selbst fest, dass ihre Ergebnisse nur für diese und keinesfalls für alle transgenen Sorten gelten würden. Ebenso, sagt die Umweltschützerin, bleibe das Problem, dass Genmais konventionelle oder Bio-Nachbarfelder verschmutze.